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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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ausgezeichnet wende. Uber in Ehesachen ist es ungemein schwer, einen Rath zu geben, und noch schwieriger, ihn auszu-' führen. In Ehesachen sind schwache, sterbliche Menschen voll­kommen ohnmächtig. Ehen werden im Himmel geschlossen. Will Gott diese Ehe, so wird sie ganz sicher erfolgen, auch ohne unser Zuthun, und will sie Gott nicht, so helfen alle Schritts und noch so hochgestellte Vermittler nichts."

Du bist also gegen diese Verbindung und fürchtest viel­leicht, dieser meiner Lieblingsidee ohne weiteres entgegen zu treten; sonst könnte ich mir nicht erklären, daß Du aus so nichtigen Gründen mit Deinem Rath zurückhältst."

Verzeiht, Majestät, aber nichtig ist doch die Erwägung wahrlich nicht, die ich hier vorbringe."

Aber, lieber Abarbanel, das glaubst Du doch selber nicht, daß die Ehe, die ein Mensch mit einem änderen eingeht, Gegenstand besonderer göttlicher Vorsehung ist?"

Allerdings, Majestät, glaube ich das nicht nur, sondern ich bin davon so überzeugt, wie ich von dem Vorhandenfein der Sonne überzeugt bin, die hier zum Fenster hereinscheint."

Wie kann ein so kluger Kopf, Wie Du es bist, nur auf einen solchen Gedanken kommen, dessen Unrichtigkeit doch auf der Hand liegt, wie ich Dir jeden Augenblick beweisen will? Gehört dieser wunderliche Glaube etwa gar zu Euren religiösen Satzungen?"

Er ist in der That schon in der Bibel angedeutet und findet sich ausdrücklich in den Aussprüchen unserer Weisen."

Die heilige Schrift ist mir doch auch nicht unbekannt, aber ich wüßte nicht, wo sich etwas Derartiges finden sollte."

Er findet sich im ersten Buche Mosis in der Erzählung, welche von der Mission des Dieners von Abraham handelt, für

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