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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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den Sohn seines Herrn, Rebekka als Weib zu holen. Dort heißt es:Die Sache ist von Gott ausgegangen."

Der König lachte laut auf.

Das hat ja der Ränkeschmied Laban dort gesagt, sind dessen Worte für euch Juden auch beweiskräftig, weil sie in der Bibel stehen? Laban zählt doch nicht unter die jüdischen Heiligen?"

Das nicht, Königliche Hoheit. Aber je weniger Laban uns im allgemeinen als Autorität gilt, desto mehr ist er es im vorliegenden Falle. Denn wenn selbst ein Laban von der Ein­wirkung Gottes bei der Ehe durchdrungen ist, um wie viel mehr muß es dann jeder andere sein, der Gott und sein Walten kennt und anerkennt. Uebrigens habe ich selbst dieser Stelle keine unbedingte Beweiskraft zuerkannt und von ihr nur als eine Andeutung gesprochen."

Du löstest Dir immer kläglicher Weise ein Hinter­pförtchen zum Entschlüpfen offen. Aber von eueren Weisen hast Du doch behauptet, daß sie ausdrücklich die Stiftung der Ehen als rein von Gott ausgehend bezeichnen, wolltest Du mir mittheilen, wie sie sich darüber äußern?"

Es sind uns darüber mehrere Aussprüche überliefert; ich will den unzweideutigsten derselben hier anführen. Er wird genügen, um Ew. Majestät zu überzeugen, daß ein Mann, wie ich, dessen geringes Misten und Können nichts als ein schwacher Abglanz jener Weisheit unserer Altvordern ist, nicht anders über den Gegenstand denken kann, als ich es bereits sagte."

Also, laß einmal hören," sprach voll gespannter Er­wartung der König.

Eine reiche, römische Matrone fragte einmal einen großen jüdischen Weisen Namens Rabbi Josa ben Chalasta: