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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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ehelichen Verbindung. Sie konnten sich so wenig an einander gewöhnen und vertragen, daß die Matrone die Ehen wieder lösen mußte, wenn sie ihren Leibeigenen die frühere heitere Zu­friedenheit wiedergeben wollte.

Diese schön ausgesponnene Geschichte," entgegnete lächelnd der König,bringt mir eine prächtige Idee, deren Aus­führung Dich hoffentlich^ von Deiner merkwürdigen Ansicht kuriren wird. Nun sage mir, was glaubst Du, hat Gott dem Herzog Fernando von Bragenza eher bestimmt, eine spanische Prinzessin oder eine Obstverkäuferin vom Markte?"

Wie könnte ich so vermessen sein, mir auch nur den An­schein zu geben, als wüßte ich, was Gott bestimmt hat, wo doch ein Mensch nicht einmal die Gesinnung eines anderen Menschen kennt. Hat Ew. Majestät sich bereits vergewissert, daß der Herzog geneigt ist, eine spanische Prinzessin zu heirathen?"

Gewiß!" erwiderte etwas gereizt der König. Vor dem ausgesprochenen königlichen Willen treten alle Neigungen und Abneigungen zurück. Der Herzog ist, wie alle königliche Prinzen, gebunden an die Frau, welche der König bestimmt, mag sie nun Prinzessin oder Obstverkäuferin sein. Um Dich nun von Deinem Jrrthum zu überzeugen, stehe ich von der Ver- heirathung des Herzogs mit einer spanischen Prinzessin ab, und lasse ihn eine Obstverkäuferin heirathen."

Eine Obsthändlerin? Mer diese wäre ja nicht hof­fähig, warum sollte Ew. Majestät dm Herzog zu einer solchen Verbindung nöthigen?"

Nur um Dich zu überzeugen; Du wirst dann doch nicht länger glauben, daß dem Herzog vom Himmel eine Obstver­käuferin vom Markte zur Frau beschirden war, sondern zugeben müssen, daß das ausschließlich mein Werk ist. Was die Hof-