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zahl Buden, in welchen junge, hübsche Mädchen Melonen, Ciironen, Orangen und andere Südfrüchte verkauften. Der König musterte einige Minuten die Händlerinnen, dann trat er an die keckste, durch ihren schlanken Wuchs und ihre Schönheit die andern überragende, heran, kaufte einige Melonen und legte dafür einen Dukaten in die Hand der glückstrahlenden Verkäuferin. Diese sah dem noblen Käufer in die von dem Hut beschatteten Augen und brach erröthet und verworren in die Worte aus:
„Ihr seid es, Majestät?"
Der König legte, zum Zeichen, daß die Angeredete schweigen solle, den Finger auf den Mund und fragte mit leiser Stimme:
„Weißt Du wohl, wo der Palast des Herzogs von Bragenza ist?"
„Gewiß weiß ich es; er ist unmittelbar hinter der großen Kathedrale."
„Ganz recht, mein Kind. Würdest Du mir wohl dieses Briefchen sofort dorthin bringen und dafür sorgen, daß es deni Herzog persönlich übereicht wird? Für Deinen Weg wirst Du dort belohnt werden."
„Ich bin ja schon reichlich belohnt; sofort werde ich meine Früchte in die Bude bringen und diese schließen: in spätestens zehn Minuten bin ich auf dem Wege in den herzoglichen Palast."
„Besten Dank, aber ich verlasse mich darauf, daß der Brief richtig besorgt wird."
„Seid unbesorgt, Majestät, Euer Wunsch wird erfüllt."
Lächelnd drückte der König der Marktschönen die Hand und verschwand so rasch, als er gekommen war.