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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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'könne. Aber ein altes Waschweib, mit zerrissenen Schuhen und verwirrtem, grauen Haar, mit ungewaschenen Händen und verwaschenen Fingern zu heirathen, das war doch zu bunt!

Me arme Frau blickte stupid auf den erschreckten Herzog, bewunderte seine tadellose Wäsche, stellte Vergleiche zwischen ihr und der gebleichten Gesichtsfarbe ihres Trägers an und wartete aus ihr Trinkgeld.

Da der Herzog keine Miene machte, es zu zahlen und es ihr doch zu delikat erschien, es noch einmal zu fordern, fragte sie kleinlaut, ob sie jetzt wieder gehen könne.

Sie und gehen? Sie sind ja meine zukünftige Frau, die Hochzeit wird heute noch stattfinden. Aber Sie muffen vor­her doch ein wenig ftandes- und hochzeitsgemäß umgekleidet werden."

Der Herzog klingelte und ließ durch den eintretenden Kammerdiener sofort die Verwalterin des Schlosses rufen. Dieser gab dann der Herzog den Auftrag, die Dame zu baden, zu salben und fein auszustatten. Dann ließ er seinen Beicht­vater zur Vornahme der Trauung holen. Ihm vertraute er als Beichtgeheimniß den 'ganzen Vorgang an.

Auch dem Beichtvater schien dies Alles so räthftlhaft, als dem Herzog. Aber er tröstete ihn, daß die tiefe Weisheit des gütigen Königs gewiß ihre guten Absichten habe und gab ihm den Rath, sich doch sofort in's königliche Palais zu be­geben und Se. Majestät um Aufklärung zu bitten.

Ich darf ja mein Haus nicht verlaßen, bevor ich ver- heirathet bin; aber Hochwnrden, geht Ihr für mich zum König und bittet Se. Majestät um Aufklärung dieses Räthsels."

Als der hohe Geistliche sich dazu bereit erklärte, gab ihm der Herzog einige Zeilen des Inhalts mit, daß er sich selbst-