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verständlich dem königlichen Befehle füge, daß er es aber doch für Pflicht halte, nochmals anzufragen, ob hier nicht ein Jrr- thum oder eine Mystifikation vorliege.
Nach kaum einer Stunde kam der Pfarrer Mieder von Sr. Majestät zurück. Er war nicht vorgelassen worden, dagegen hatte der König den Brief entgegcngenommen und darunter die Worte gefetzt: „Es liegt keinerlei Jrrthum vor, und ich habe meinem ersten Briefe nichts als meine besten Glückwünsche für den heutigen Hochzeitstag beizufützen."
Nun war die Sache unabänderlich. Die Trauung wurde vorgenommen, und noch vor Eintritt des Abends war der junge Herzog verheirathet.
Tags darauf verbreitete sich durch Lissabon das Gerücht, daß der jugendliche Herzog von Bragenza eine schon ältere Matrone geheirathet habe. Die Einen wußten- daß der Herzog schon lange Jahre mit der Erwählten seines Herzens Beziehungen unterhalten habe, die Anderen erzählten von dem fabelhaften Reichthum, den dem Herzog diese Heirath gebracht, kurz, Jeder wußte einen anderen Grund für dieses überraschende VorkoinmNiß.
Die Frau Herzogin bekam Niemand zu sehen. Der Herzog verkehrte wie sonst allein bei Hofe, nahm an dem Empfang, an allen Festen und Feierlichkeiten allein Antheil. Es war auch jeder Hofmann diskret genug, um den Herzog nicht darüber zu befragen.
Er behandelte die ihm als Gattin angetraute Greisin mit aller Höflichkeit und Zuvorkommenheit, so sehr auch der Abstand der Jahre, der Erziehung und des Bildungsgrades sich in empfindlicher Weise geltend machte.