Tiefer erklärte mit aellr Entschiedenheit, daß er sich niemals einer Visitation unterziehen lasse, ja, daß er jeden niederschießen werde, der ihn auf diese Weise zu verdächtigen wage.
Man war bei dem liebenswürdigen, höfischen Mann der Etiquette diesen schroffen Ton gar nicht gewohnt, und der Commentar, den sich jeder Einzelne für sich dazu machte, war nicht sehr schmeichelhafter Art für den Herzog.
Der König selbst fand diese entschiedene Weigerung ausfallend, aber er war ein viel zu aufmerksamer Wirth, als daß er seine Herzensmeinung auch nur durch eine Miene verrathen hätte. Er lenkte im Gegentheil geflissentlich! die Aufmerksamkeit seiner Gäste von dem unerquicklichen Gegenstand so vollständig ab, daß, als sich die Gesellschaft eine Stunde später trennte, der ganze Zwischenfall vollständig vergessen schien, obwohl Jeder für sich noch sehr Wohl daran dachte.
Am meisten beschäftigte die Sache den König selber und zwar nicht so sehr der Verlust der Täbatiere, als das eigen- thümliche Verhalten des Herzogs. So sehr er sich auch anfänglich dagegen sträubte, so gewann doch das Mißtrauen und der Argwohn in seinem Herzen endlich die Oberhand, welche es ihm nach und nach ganz plausibel erscheinen ließen, daß der Herzog den theuren Schmuck entwendet habe. Es brauchte sich dabei nicht um einen gemeinen Diebstahl zu handeln. Der Herzog konnte bei dieser That seine ganz bestimmten Absichten haben, die mit den Absichten eines Diebes nichts gemein haben. Der König hatte den Herzog zu einer so undenkbaren Ehe ge- nöthigt. Vier Wochen waren seitdem verstrichen und er hatte es absichtlich vermieden, dem Opfer seiner Laune auch nur Gelegenheit zu geben, sich unter vier Augen mit ihm auszusprechen. Sollte der Herzog die That begangen haben, um da-