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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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können uns also ungestört bis kurz vor der Demgskirung hier aussprechen. Es ist noch mehr als eine Stunde bis Mitter­nacht; bis dahin können wir uns vollständig sagen, was wir uns zu sagen haben."

Unsere Angelegenheit wird sich kurz erledigen lassen. Es hat sich bei mir nichts verändert und ich fürchte, daß es bei Dir nicht anders sein wird. Meine Eltern sind ja keine religiöse Inden, aber in eine Heirath mit einer Christin willigen sie trotzdem so wenig, als Deine Eltern ihre Tochter je mir, dem Inden geben würden. Ich wäre ja längst bereit gewesen, mich Dir zu liebe taufen zu lasten, aber mein Vater droht mir in diesem Falle mit Enterbung, und was hättest Du von einer Verbindung mit einem Millionärsohne, der ein armer Schlucker ist."

Ja, so ist es," hauchte seufzend das Blumenmädchen, und doch könntest Du leichter Christ werden, als ich Jüdin. Von den Millionen Deines Vaters wollen wir gar nicht reden. Sie sind unser Unglück. Wären wir nicht reich und glücklich wenn Du arm wärest? Dann würdest Du den Regungen Deines edlen Herzens folgen, die jetzt durch die Geldfäcke Deines Vaters niedergehalten werden. Ich möchte lieber arm und ver­achtet, aber Hand in Hand mit Dir durch's Leben gehen, als reich und angesehen, ohne Dich. Wenn Du, lieber Arthur, nur aus Rücksicht für mich Deine Enterbung fürchtest, so ist diese Furcht unbegründet."

Du irrst, theure Christine, die Enterbung fürchte ich allerdings in erster Reihe mit Rücksicht auf Dich, aber es kommen doch noch andere Erwägungen hinzu, die nicht minder gewichtig sind. Glaubst Du, wenn dem reichen Arthur Cohn­stamm das Taufwaster seine Millionen weggespielt, daß Deine