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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Wandel führen, so können Sie des einstigen Lohnes der ewigen Seligkeit sicher sein, nach der Lehre des Judenthums. Es ver­dammt nicht die Bekenner anderer Religionen, es lehrt viel­mehr, daß die Frommen aller Völker Antheil am künftigen Leben haben. Warum sollten Sie sich das Leben dieser Welt so leichthin verkümmern? Für uns, die wir als Juden ge­boren sind, wäre das Vertauschen der Väterreligion mit einer anderen, allerdings ein schweres Verbrechen. Aber für Sie liegt kein Grund vor, Ihre Religion aufzugeben und die Er­schwerungen mit der Verantwortlichkeit hinzunehmen, die sich an Ihren Eintritt in das Judenthu'm knüpfen würden. Für uns, die wir darin geboren und erzogen wurden, verdienen diese Er­schwerungen kaum diesen Namen, aber wenn S i e sich diesem Regime unterziehen wollten, in Speise und Trank, was die Heilighaltung der Sabbate und Feiertage und viele andere Satzungen betrifft, Ihnen müßte es in der That schwer, wenn nicht geradezu unmöglich sein, allen diesen Verbindlichkeiten gerecht zu werden. Wollten Sie aber die betrübend große Zahl der Juden noch vermehren, die es nur dem Namen nach sind, die sich aber in Wirklichkeit über die Satzungen ihrer Religion hinwegsetzen, dann mögen Sie vor dem strafen­den Unwillen desjenigen zittern, der ein sol ch friv o l e s SP i el mi t dem A l le rh e i l i g st e n nicht ungeahndet lassen wird!"

Verzeihen Sie, ehrwürdiger Mann, ich bin ganz über­rascht über jedes Wort, das ich von Ihnen höre. Ich sehe wohl ein, daß man seine Religion nicht wechselt wie ein Kleid, aber ich begreife nicht, wie Sie Jemand abwendig machen können, von einer Religion, von deren Wahrheit und Vortresflichkeit Sie doch selber am meisten überzeugt sein müssen?"