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„daß der Eintritt in's Judenthum so schwer ist, erst vor wenigen Wochen hat doch Fräulein Zugmüller von der großen Oper sich zum Judenthum bekehrt, um einen jüdischen Herrn zu heirathen?"
„Es ist mir darüber nichts Näheres bekannt, obwohl ich hörte, daß die Zeitungen über den Fall berichteten. Ich hatte damit nichts zu thun, ich weiß nicht einmal, ob die Aufnahme hier erfolgt ist. Vielleicht, daß der Prediger der Re- formgcmeinde die Sängerin aufgenommen hat. Derselbe hat wenigstens schon Proselyten in's Judenthum ausgenommen."
„Es giebt also bei Ihnen auch verschiedene Judenthümer, wie das Christenthum in Konfessionen getheilt ist? Das ist mir neu; und wie heißt der Rabbiner der reformirten Konfession?"
„Er heißt Dr. I. in der..... .straße, unmittelbar neben dem neuen Tempel."
„Ich bin Ihnen für diese Mittheilung sehr dankbar," sagte Christine, indem sie sich erhob. „Ich glaube, daß ich dort rascher zum Ziele kommen kann."
„Vielleicht!" erwiderte ernst der Rabbi. „Sie sind jung und von einer Leidenschaft erfüllt, die auch erfahrene Leute unfähig machen könnte, die Wahrheit zu erkennen. Nehmen Sie von einem alten Manne einen ernsten Rath an und treiben Sie kein frivoles Spiel mit dem Allerheiligsten! Brechen Sie nicht mit der Religion Ihrer Eltern und mit diesen selbst und zittern Sie davor, das Bekenntniß riner anderen Religion zu heucheln; das wird nicht ungestraft bleiben!"
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