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„Besten Dank für Ihren freundlichen Rath, entschuldigen Sie die Störung!"
Mit diesen Worten verließ sie den Rabbi und ließ ihre Droschke direkt zu Dr. I. fahren.
III.
Herr Dr. I. war ein liebenswürdiger, kahlköpfiger, glattrasirter Herr, der sich ungemein von dem hohen Besuche des adeligen Fräuleins geschmeichelt fühlte. Als Christine ihm den Zweck ihres Besuchs erzählt hatte, reichte er ihr väterlich die Hand, beglückwünschte sie zu dem heroischen Entschlüsse das Judenthum anzunehmen und versprach ihr in allen Beziehungen hilfreich zur Seite zu stehen. Er wolle sie selber unterrichten und alles thun, um sie möglichst bald ihren Zielen entgegen zu führen.
Christine hatte nun verschiedene Bedingungen zu stellen. Erstens solle die Sache zunächst strenges Geheimnitz bleiben. Sie wollte ihren Geliebten mit ihrem Judenthume überraschen. Seine Eltern hatten ihm nämlich die Mittheilung gemacht, daß sie ihn demnächst verheirathen wollten. Er hatte dieselben gebeten. ihm noch vier Wochen Frist zu gönnen. In dieser Zeit wollte er mit seiner Geliebten den Plan entwerfen, wie sie sich beide der elterlichen Gewalt entziehen und ihre Verbindung auf eigene Faust perfekt machen könntm. Er hatte einen Plan ausgedacht, den er aber nicht dem Papier anvertranen wolle, es sollte eine Ueberraschung für ihre nächste Zusammenkunft sein, die auf den 16. März im Cas6 Tivoli festgesetzt war. Daß sie bis dahin vollkommen Jüdin sei und sich durch ein Zeugniß des Rabbiners ausweisen könne, war ihr Hauptbedingung.