413
sie's zu allererst abgesehen. Sie wissen, daß ihr heute Ostern habt, und daß sie euch heute Abend alle zu Hause treffen."
Die jüdische Bevölkerung des Elsaß war selbst in damaliger Zeit, in welcher alle Gemeinden und ihre einzelnen Mitglieder treu an Gott und seinem Gesetz festhielten, durch ihre aufrichtige Frömmigkeit und ihr rückhaltloses Gottvertrauen ausgezeichnet. Aber unter den Frommen und Wackeren hatten sich die Mitglieder der Gemeinde U. jederzeit als die Frömmsten und Wackersten bewährt.
Die Synagogenbesucher Waren unschlüssig, ob sie in die Synagoge gehen oder nicht lieber nach Hause zurllckeilen sollen, um ihre Habseligkeiten zu bergen und sich so gut als möglich zu vertheidigen.
„Wir gehen einmal zuerst alle in Schul," rief der Parnes den Unschlüssigen zu, „das klebrige wird sich dort finden."
Der Parnes, Schmul Löb, war ein hochbetagter Greis, der durch seine Lebensklugheit, Biederkeit und einen für die damalige Zeit ansehnlichen Wohlstand sich eines großen Einflusses erfreute, den er jederzeit zu Gunsten seiner Gemeinde in selbstloser Weise geltend machte.
Alles folgte dem Vorsteher in das Gotteshaus, und als alle dort versammelt waren, schien man unter der Wucht des drohenden Ueberfalles, den Zweck des Gotteshauses, das Gebet, für einen Augenblick ganz zu vergessen. Laut und wirr wogte die Diskussion über die Maßnahmen, die jetzt zu treffen wären.
Da trat der Parnes auf den Almemor und sofort beruhigten sich die erregten Gemüther. Da gab's kein Pathos und keine Rhetorik, sondern im Lapi'darstyl verkündete in der