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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Mitglieder zu einem einheitlichen Ganzen, bester, als die quader- steinenen Prachtbauten und die vergoldeten Kuppeln der modernen Tempel.

Dies alles vollzogen die Alten so plan und schlicht, daß sie außer dem Segensspruch und der den Zweck der ganzen Institution darlegenden Sätze nicht viel Worte darüber ver­loren. Aber diesmal ließ sich's Reb Jtzig nicht nehmen und knüpfte an den Mt einige der augenblicklichen, kritischen Lage entsprechenden Worte. Dann wurde das Maarifgebet mit be­sonderer Andacht gebetet, und die Beter begaben sich nach Be­endigung desselben nach Hause, um die Anordnungen des Vorstehers auszuführen. Kaum eine halbe Stunde später hatten sich alle wieder in der Behausung des Vorstehers ver­sammelt, so gut und so schlecht bewaffnet, als es eben in der kurzen Zeit möglich War.

Drei handfeste junge Leute wurden nach der Richtung von S. ausgesandt, um die Ankunft der Aufrührer auszu­kundschaften und sie rechtzeitig zu signalisiren. Inzwischen musterte der Parnes die erschienenen Anwesenden. Alle hatten sich pünktlich eingefunden, bis auf einen einzigen Mann. Er war derjenige, der am nächsten wohnte, der also am ersten hätte da sein können; der Metzger Nier.

Wo nur der Nier bleibt?" fragte unruhig der Parnes, es wird ihm doch nichts pastirt sein?"

Was sollte ihm auch widerfahren sein," erwiderte einer der Anwesenden,er war ja frisch und munter bei uns in Schul. Aber er ist sonst immer pünktlich auf dem Platz, es ist wirklich ungewöhnlich, daß er gerade fehlt."

Es sollen einmal drei Leute hingehen und sich nach ihm Umsehen," meinte der Parnes. Die drei Leute, welche der