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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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bei ihm geschachtetes Thier von dem Schächter für trepha er­klärt wurde.

Gut Jomtof, Rabbaußai!" rief er den Freunden ent­gegen.Ihr habt in der Eile ganz vergessen, uns Gut Jom­tof zu wünschen, wollt Ihr nicht mit uns am Seder theil- nehmen?"

Wir am Seder?" Wenn wir den Seder geben könnten, hätten wir es zu Hause gethan, seid Ihr von Sinnen und wißt Ihr wirklich nicht, was vorgeht?"

O, gewiß weiß ich es, aber seid tausendmal mauchel und legt doch Eure Aexte und Stöcke an Jomtof aus der Hand; Ihr wisset doch, daß man heute nicht damit hantieren darf. Wenn der Feind da ist, wenn Lebensgefahr vorliegt und Ihr dann die Waffen zu Eurem Schütz nöthig habt, dann mag's wohl erlaubt sein; aber einstweilen ist ja noch gar kein Feind da, und Ihr entweiht schon im voraus den heiligen Jomtof."

Wollt Ihr wieder etwas Apartes für Euch voraus­haben? Die ganze Gemeinde erwartet bewaffnet beim Parnes die Rebellen, zunächst aber Euch; wollt Ihr mitkommen, so ift's gut, wollt Ihr Euer Leben weiter freventlich auf's Spiel setzen und an Eurem Sedertisch bleiben, so wollen wir es den anderen berichten, damit Jedermann weiß, Aron Vier hat sich in der Stunde der Gefahr von der Gesammtheit losgefagt!"

Ich habe mich nie von der Gemeinde getrennt, aber ich glaube, daß sich unsere heilige GeMeiitde in diesem Augenblick von der großen jüdischen Gesammtheit lossagt, und daran möchte ich kein Theil haben. Soweit der Vollmond beuchtet und die Sterne funkeln, wo unterm weiten Hiinmel in dieser Stunde jüdische Seelen athmen und jüdische Herzen schlagen, sitzt alles am Seder und dankt Gott für die Erlösung aus der

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