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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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ja wieder Brod erhalten kann. Gäbe man dem Kinde zu Hause dieselbe Portion, es würde sie verkrümmeln, weil es thatsächlich nichts damit anzufangen weiß. Also, beruhigt Euch und seid froh, wenn die Sache in der bisherigen Weise weiter bleiben kann."

Aber die Kläger fügten sich nur widerwillig und noch im Verlassen des Beth - Din murmelten sie in ihre langen Bärte:400 Rubel monatlich hätte uns zum allermindesten gehört, aber es giebt kein Recht aus dieser Welt."

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Diese Geschichte erzählte der Rabbiner, vor dem sie sich zugetragen hatte, einem greisen Amtsgenossen, als Beweis für die Nörgeleien und Rechthabereien, mit welchen er im Amte behelligt wird und schloß die Erzählung mit der Frage, ob ihm wohl je schon in seiner Praxis eine so absurde Forde­rung vorgekommen sei.

Der ANlgeredete schwieg einen Augenblick, dann entgeg- nete er lächelnd:Vor meinem Beth - Din ist ein solcher oder ähnlicher Fall allerdings noch nie vorgekommen. Aber er ist dcch nicht so selten, wie man glauben sollte, ja, man kann ohne Uebertreibung sagen, er kommt täglich millionenmal vor und zwar ganz in der Weise, wie er sich bei Euch zugetragen hat.

Gott, gesegnet sei Er, und der Mensch mit seinem doppelseitigen Wesen, mit Körper und Geist bilden eine aus drei Faktoren bestehende Verbindung, ganz wie die von Euch geschilderte. Der Zweck dieser Verbindung ist Gutes auf Erden zu fördern. Die Mittel hierzu, das ganze Betriebs­kapital, Gut und Blut, alles was erforderlich ist, um den Pflichten und Aufgaben dieser Vereinigung! nachzukommen, ge-