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zigen gebe es außer dem Rabbiner, der in der Gemeinde um den wahren Sachverhalt wisse, den wolle er befragen, ob man öffentlich darüber sprechen dürfe. Er wolle sich rasch zu dem Betreffenden begeben, in einer Viertelstunde sei er zurück.
Die Pause benützte Sunbel, seine Frage zur Sprache zu bringen, aber er fand nicht die nöthige Aufmerksamkeit. Sie war auch kaum recht zur Diskussion gestellt, als Reb Schwelle wieder zurück kam und mit ihm ein Fremder, in Pelz gehüllt, den Alle sofort als den Sohn des Rabbiners erkannten, der eine Rabbinerstelle in M. bekleidete und der auf die Nachricht von der Krankheit seiner Mutter vor einigen Tagen nach Trosk geeilt war. Er war der würdige Sohn seines Vaters, im besten Mannesalter stehend. Die Weisheit der Thora, der er seine Tage und Nächte gewidmet hatte, leuchtete aus seinen Zügen, ebenso sprach sich in jeder Geste und Miene die Redlichkeit und Wahrhaftigkeit seines ganzen Wesens aus, dem Niemand einen unwahren Gedanken, noch Weniger ein unwahres Wort zugetraut hätte.
Der Sohn des Rabbiners — er hieß Siwcho — begab sich sofort auf den Platz Reb Schwelke's u'Nd sprach unter lautloser Stille zu seiner zahlreichen ZNHörerschaft:
„Rabbaußai! Ich muß Euch zunächst meinen Dank sagen für die ungewöhnlichen Beweise der Anhänglichkeit und Verehrung, die Ihr in den jüngsten, schweren Tagen durch die heißen Gebete bekundet habt, die Ihr Tag und Nacht für das Leben meiner theuren Mutter zum himmlischen Vater gebetet. Sie ist gerettet, und gewiß hat sie Euer Gebdt gerettet. Sagen doch unsere Weisen, gesegnet sei ihr Andenken: Größer ist Derjenige, welcher sich von der Arbeit seiner Hände nährt, als der Gottesfürchtige. Ihr aber, die Ihr mit dem Adel der Arbeit