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auch die innige Gottesfurcht verbindet, Euer Gebet ist gewiß nicht unerhört verhallt und hat die Genesung meiner theuren Mutter herbeigeführt. Sie schläft in diesem Augenblicke einen ruhigen, erquickenden Schlaf. Wenn sie aus demselben in einigen Stunden erwacht sein wird, werden auch wir ihre Genesung konstatiren können, die mein Vater jetzt schon verkündet hat. Woher dies mein Vater weiß? O, meine Freunde, er lebt und wirkt schon länger als ein halbes Jahrhundert als Euer Aller Vater in unserer Mitte, aber Niemand kennt seine Größe, seine Enthaltsamkeit und seine Heiligkeit in ihrer ganzen Tiefe. Auch ich, sein ältester Sohn und Schüler, maße mir dies nicht an, aber ich darf wohl sagen, daß der langjährige Verkehr mit ihm mir manches enthüllt hat, was anderen ein ewiges Geheimniß bleibt. Seine Middoth freilich, seine Liebe zur Thora, seine Ausdauer für ihre Erforschung steht so einzig da, daß ich täglich neue, ungeahnte Seiten dieser Eigentlichen Größe entdecke.
„Als ich z. B. diesen Dienstag Abend ankam, hatte ich kaum einen Blick auf meine kranke Mutter geworfen, als er mich durch einen Wnk ausforderte, ihm in sein Zimmer zu folgen. „Wir wollen lernen," sagte er, und in wenigen Minuten waren wir in den Gegenstand vertieft, der ihn jetzt gerade beschäftigt hatte. Ich konnte nur schwer den äußerst verwickelten, schwierigen Gedanken folgen, die mein Vater mit rascher Leichtigkeit entwickelte. Mein Sinnen und Denken weilten im Krankenzimmer, aber er schien die ganze Welt um sich vergessen zu haben, für ihn existirte jetzt nur das schwere Stück Gemoro und der harbe Namborn, der es noch schwieriger machte, sowie die Nothwendigkeit, hier eine befriedigende Lösung. zu finden. Und er hatte sie gesunden. Wie strahlte sein Gesicht und wie