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glänzte die Freude aus seinen Hellen Augen, die noch kurz vorher mit Thronen des Gebets um die theUre Mutter gefüllt waren! Wir mochten so gewiß fünf Stunden in gemeinsamem Studium vertieft dagesessen fein, als die Natur aNfing, ihr Recht geltend zu machen. Ich hatte noch nichts gegessen oder getrunken und war zudem müde von der Reise. Als mein Vater eben über die Widerlegung eines Einwandes nachdachte, den ich gegen seine Erklärung gewagt hatte, und im Nachsinnen vertieft dasaß, schlich ich mich hinaus, um Auftrag zu geben, daß mein Schlafzimmer hergerichtet werde.
„Bist Du müde, mein Sohn, weil Du schlafen willst?" fragte er mich bei meinem Wiedereintritt.
„Durchaus nicht," erwiderte ich aus Scham vor dem jugendlichen Greis, der wer weiß wie viele durchfastete Tage und durchwachte Nächte hinter sich hatte, ohne die geringste Abspannung zu zeigen.
„Hast Du Dir nicht eben Dein Schlafzimmer bestellt?"
„Allerdings," erwiderte ich, „denn ich weine, es wäre Zeit, zur Ruhe zu gehen, wenn ich auch nicht gerade müde und schläfrig bin."
Da erhob sich mein Vater, schlug erregt die Folianten zu und sprach mit vorwurfsvollem Tone, und mit von Thronen erstickter Stimme:
„Wie bist Du zurückgegangen in den wenigen Jahren, seitdem Du Dein Vaterhaus verlassen hast. Du willst Dich zum Schlafen niederlegen, ohne das Bedürfniß nach Ruhe zu haben, Du willst feiern, wo Du die Kraft hast, zu Wachen und zu arbeiten?"
„Wenn Du das thun kannst hier, bei mir, wo Deine Mutter hier neben an mit dem Tode ringt, wie mußt Dü erst