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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Dein Leben verschlafen, wenn Du fern von mir bist. Können wir über hundert Fahre nicht noch genug schlafen, und die siebenzig Jährchen, die uns Gottes Gnade hier karg zugemefsen hat, die sollten Wir so verträumen?"

Ich erzähle Euch dieses Beispiel von der Art und Weise wie wein Vater über jeden Augenblick seines Lebens wacht, damit es Euch nicht unglaublich klingt, wenn ich Euch sage, von wem mein Vater das Geheinmiß mitgetheilt erhielt, welches uns alle beschäftigt. Ich habe ihn zwar nicht darüber befragt, aber ich weiß es aus seinem eigenen Munde, daß ihm Elijohu Hanowi schon oft selber erschienen ist und ihm noch diel dunklere Geheimnisse anvertraut hat."

Es ist unmöglich die Wirkung zu beschreiben, welche diese Mittheilung bei allen Anwesenden zur Folge hatte.

Habt Ihr vielleicht selber gar schon einmal Elijohu Hanowi gesehen?" fragte einer der Kühnsten aus der Ver­sammlung, als sich die erste Aufregung gelegt hatte.

Ja und nein," antwortete Rabbi Simcho.Das ist eine wunderbare Geschichte, die ich Euch aber auch erzählen will, damit nicht etwa einer an der Wahrheit meiner Worte zweifelt."

Es kam oft vor, daß meinen Väter eine schwierige Frage beschäftigte, für die es durchaus keine befriedigende Lösung zu geben schien. Aber wenige Tage, ja manchmäl sogar wenige Stunden später, kam er Freuds strahlenden Antlitzes zu mir und erklärte das scheinbar Unmögliche in so ansprechender un­gezwungener Weise, daß ich meine Ueberrafchung nicht unter­drücken konnte. Wenn ich ihm dann meine Verwunderung über das Gehörte aussprach, wies er jede Anerkennung mit der Be-