Druckschrift 
Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
Seite
450
Einzelbild herunterladen

450

rückwärts, aber den Propheten sah ich nicht, dann fing eine plötzliche Müdigkeit an sich geltend zu machen, nur mt Mühe widerstand ich dem Schlaf, ging auf und äb, legte die glühende Stirn an die Eisblumen auf dm Fensterscheiben, setzte mich nieder, stand wieder auf, bis eine Stünde nach der anderen und endlich die ganze Nacht vergangen war; aber Elijohu Hanowi war nicht erschienen.

Da mit dem ersten Morgengrauen klopfte es an die noch immer verschlossene Thüre. Ich stürze die Treppe hinunter und öffne; es waren die regelmäßigen Besucher des Beth Hamidrasch, die sich zum Morgengebet eingefunden hatten, und die ich nun enttäuscht passieren ließ.

Nach dem Morgengebet suchte ich meinen Vater in seinem Lernzimmer auf.

Hast Du Elijohu Hanowi gesehen und ihm Scholaum (den Friedengruß) geboten, und hat er ihn Dir erwidert?" fragte mein Vater gespannt, als ich eintrat.

Elijohu," erwiderte ich,war nicht da, ich habe ihm also nicht Scholaum entbieten können."

Unmöglich," erwiderte mein Vater, mußt ihn ge­sehen und gesprochen haben."

Ich erzählte nun meinem Vater alles, wie es sich zu­getragen hatte, welche Mühe ich hatte, um nur das Beth Ha- Midrasch von Besuchern frei zu halten, wie ich schon vor Mitter­nacht an ganz allein in den erleuchteten Räumen lernte, und wie mir gewiß besten Anwesenheit nicht hätte entgehen können,

Eine kurze Weile saün mein Vater nach; dann unter­brach er sich plötzlich:War nicht ein Hausirer bei Dir, der einen schweren Packen auf dem Rücken trug?"