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Jessel erzählte nun den ganzen Vorgang, wie wir ihn bereits kennen, bis auf das Werthpaquet von 30 000 Gülden, davon erwähnte er kein Sterbenswörtchen.
„Sie haben also gesehen/ wiederholte der Direktor, „wie die längs des Postkastens laufende Querstange herunterstürzte, wie die Paquete aus dem Wagen fielen, riesen sofort dem Riemer, hoben davon ein Paquet auf und übergaben es dem Riemer, ift's so?"
„Ganz so ist's, nur sah ich überhaupt bloß ein Paquet aus dem Wagen fallen, und das gab ich sofort Herrn Meiner."
„Das ist aber doch höchst merkwürdig. Wenn Sie die Stange fallen sahen, so kann vorher kein Paquet aus dem Wagen gekommen sein, und wenn Sie sofort den Riemer davon benachrichtigten, so kann auch Nachher keins mehr gefallen sein. Sie haben ein Paquet nach Eger vom Böden ausgehoben und es dem Riemer übergeben. Es fehlt aber noch ein Werthpaquet nach Budweis, welches Werthpapiere im Betrag von 80 000 Gülden enthielt, ist Ihnen darüber nichts bekannt?"
Jessel konnte glücklicherweise gar nicht zu Wort koinmen, denn der Postillon sing immer wieder von Neuem an, seine eigene Unschuld zu betheuern und Jessel als ehrlichen Mann zu deklariren, bis der eine der beiden Gendarmen Jessel fragte:
„Ihr seid doch, wie Ihr selber sagt, heute Morgen fort auf den Handel gegangen, wie kommt es denn, daß Ihr jetzt schon wieder zu Hause seid?"
„Ich bin extra nach Hause gegangen, um meiner Frau das Erlebniß mit dem Riemer und dem Postwagen zu erzählen und war gerade im Begriff wieder fortzugehen."
„HM," sagte der andere, „das ist doch eigenthümkich; so wichtig kann die Geschichte für Eure Frau doch nicht sein, daß