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sie nicht Zeit gehabt hätte, etwas davon zu erfahren, bis Ihr wieder nach Hause kommt."
Die Polizisten warfen sich einen Blick zu und sagten dann laut:
„Wir müssen hier eine Haussuchung vornehmen; keiner darf den Platz verlassen, auf dem er steht, sonst wird er sofort arrctirt."
Die Untersuchung begann mit dem Sack Jessel's. Wären die Beamten drei Minuten später gekommen, so hätten sie das Paquet in Jessel's Sack gefunden. Jetzt durchsuchten sie Jessel und seine Frau, rissen die Betten heraus, öffneten alle Schränke und zogen alle Schiebladen hervor, suchten oben und unten, in der Küche, im Keller, im Speicher; nirgends eine Spur. Einmal rückten sie auch den schweren Schrank von der Wand ab, da sie aber nichts dahinter sahen, stellten sie ihn alsbald wieder an seine Stelle. Die Durchsuchung hatte nichts ergeben. Jessel hatte die ganze Zeit vermieden, den Blicken seiner Frau zu begegnen, er fürchtete, daß sie zu Verräthern werden könnten.
Als aber der erste der Polizisten zu Jessel sagte: „Ich erkläre Sie iin Namen des Gesetzes für verhaftet, und Sie haben mir sofort zu folgen," stieß das arme Weib einen Schrei aus, der selbst die harten Vertreter von Recht und Gesetz erschütterte.
„Was wollen Sie denn eigentlch von dem arinen Mann," begann wieder der Postillon, „er kann doch nicht sagen, daß er mir das Paquet gegeben hat, wenn er es nicht einmal gesehen hat. Statt ihm zu danken, daß er mich auf das Unglück aufmerksam gemacht hat, steckt man ihn ein; das heiß' ich eine schöne Gerechtigkeit."
„Schweig er," herrschte ihn der Direktor an, „sonst kann er mit seiner bösen Zunge noch selber in's Loch kommen."