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spazieren? Ich glaube, das ist in den zwanzig Jahren, die ich Euch kenne, noch nicht vorgekommen."
„Sie mögen schon recht haben. Wer es ist auch in der That eine ungewöhnliche Veranlassung, die mich hinaustreibt. Mich beschäftigt eine ernste Frage, und ich wüßte keinen, der sie mir besser beantworten könnte, als Ew. Eminenz."
„Ihr scherzt, Eure Weisheit ist weit über das Weichbild unserer Stadt hinaus bekannt, welche Frage könnte es geben, die ich besser beantworten könnte, als Ihr?"
O doch, es handelt sich um «ine kirchliche, religiöse Frage, also uni ein Gebiet, aus dem ich gänzlich unwissend bin, während Ew. Hochwürden da unbestrittene Autorität sind."
„Da bin ich doch begierig; Ihr wollt Euch doch nicht taufen lassen?"
„Nicht doch, aber beichten möchte ich bei Ihnen, und da möchte ich Ew. Eminenz anfragen, ob ein Jude überhaupt bei Ihnen beichten kann?"
„Ihr scherzt doch nicht? Ihr, bei mir beichten?"
„Ich werde Sie, Ehrwürdiger Herr, leicht überzeugen, daß es mir vollkommen Ernst ist, würden Sie wirklich eine Beichte von mir annehmen?"
„Allerdings, warum sollte ich das nicht?"
„Darf ein Jude auch ebenso aus die Heilighaltung des Beichtgeheimnisses vertrauen, wie es einer ihrer Glaubensgenossen darf?"
„Vollkommen, hier habt Ihr mein Ehrenwort darauf!"
„Dessen bedarf es nicht; das Wort Ew. Eminenz ist Mir ohne weiteres ein heiliges Ehrenwort. Und was hätte ich nun zu thun, um möglichst bald meine Beichte ablegen zu können?"