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Wege wieder zurückzukehren, auf dem sie gekommen sind. Unter Hunderten von Fliegen kommt oft nicht eine einzige auf diesen Einfall. Der Vorgang spielt sich gewöhnlich so ab: Die Fliege läßt sich zuerst auf dem Tellerrand nieder, geht dann bedächtig tiefer und tiefer hinab, bis sie auf das Zuckerfeld stößt, dort füllt sie sich mit den süßen Leckerbissen an, fliegt gesättigt in die Höhe, möchte die Glaswand durchstoßen, die sie von der Außenwelt trennt, muß aber bald den Versuch aufgeben, sinkt in den Essig, plätschert darin noch eine Wüle verzweifelt herum, bis ihr die Kräfte versagen und ihr das Leben ausgeht.
Dann wundere ich mich über mich selber, weil ich mich über die Fliegen wundere, denn dasselbe, was hier die dummen Fliegen thun, thun draußen die klugen Menschen. Eine einfältige Fliege geht gedankenlos ihrem Rüssel und ihren Augen nach. Sie hat keine Ahnung davon, daß der süße Zucker, den sie schlürft, ihre Henkersmahlzeit, ihre Südoh Masfekes ist. Warum sollte sie auch zurückkehren von einem Weg, auf dem ihr jeder neue Schritt eine größere Fülle von saftigen Leckerbissen brachte? Draußen giebts keinen Zucker, dagegen allerdings auch keinen tückischen Tod. Das ist es aber eben, was die Fliege nicht weiß, nicht wissen kann. Aber die Menschen und gar die jüdischen Menschen, deren heilige von Gott selber ihnen gereichten Urkunden sie Mizwas Teschuba, die Pflicht der Rückkehr lehren, daß diese genau so einfältig wie die Fliegen handeln können, das fetzt doch allem Wunderbaren die Krone auf.
Wie die Menschen Zucker streuen, um die Fliegen in den Tod zu locken, so verhüllen Leidenschaft und Sünde ihre zum Untergang führenden Todespfade mit süßen Reizen und Genüssen. Die Fliege glaubt, der Zucker sei für sie dahingestreut.