Druckschrift 
Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
Seite
490
Einzelbild herunterladen

490

dies bei der Gattung des lunno 8uxi6N8, des klugm Menschen, alltäglich vorkommt? Ich wage es nicht die Frage mit Sicher­heit zu verneinen. Wohl aber muß ich sagen, daß in den Fliegen mehr Intelligenz und 8uvoir vivrk steckt, als sich die Schulweisheit unserer Naturkunde träumen läßt. Zu dieser liebcrzeugung muß jeder gelangen, der das Fliegenvölkchen mit aufmerksamen Augen mustert, wie ich das seit einer Stunde thue.

Da stiegt gerade ein simple Landsliege zum offenem Fenster herein wie neugierig sie alle Ecken des städtischen Zimmers mustert, immer neue Pracht, immer neue Reize ent­deckend. Doch schon hat sie den Flietzenzucker mit dem pikanten Essiggeruch gewittert! Wie gebannt von dem bisher unbekannten Dufte steuert sie geraden Wegs aus den Teller zu, kostet, saugt und schlürft sich voll der süßen Leckerbissen, um sich endlich überreich gesättigt von der köstlichen Mahlzeit in die Lüste zu erheben ja in die Lüste, wenn nur die Wände der Glocke nicht wären, gegen die sie vergeblich mit dem Kopfe an­rennt. Sie ist gefangen die unerfahrene Äändsliege! Wäre sie auf ihrem Dorse geblieben, wo es freilich keinen so herrlichen Zucker, aber auch keinen so eldndlichen Tod giebt! Noch wenige Minuten und der saure Essigpsuhl bringt ihren kurzen Freuden ein jähes Ende.

Jetzt nähert sich dem Glas eine blasirte Stadtsliege. Sie weiß Wohl, was da so lieblich düstet, sie kennt längst die weißen Stäubchen, die auf dem Teller so verführerisch glänzen, denn sie hat schon manchesmal mit WoNntz den süßen Saft ge­schlürft. Aber in solcher Menge aufgestapelt, hat sie solch' kostbaren Leckerbissen noch niemals getroffen und solieblich ist's aus dem Vollen zu schöpfen," sagt Horaz, einer der be-