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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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oder wenn die Fliegen unsere Sprache verstünden; nicht wahr, der König Salomo hat die Sprache der Thiere verstanden?"

Wohl hat er sie verstanden; aber hier würde es nichts Helsen, wenn wir es auch ebenso gut verstäuben. Sie würden nichts hören wollen, ihre Sucht nach süßem Genuß macht sie blind für jede Gefahr und taub für jede Warnung. Die Menschen machen es ja gerade so."

Das glaube ich nicht, Vater; das kann ja nicht sein," meinte mein kleiner Fliegenprediger.

Nicht alle, aber doch sehr viele. Manche sehen die Noth- wenditzkeit und das Beglückende der Rückkehr auch ein, aber der große Troß derer, welche das nicht begreifen und daher die Rückkchrenden auslachen und sie Rückschrittler nennen, hält viele zurück."

Wirklich? Dann sind aber die Menschen schlimmer und dümmer wie die Fliegen. Schlimmer, weil wir hier doch ähn­liches nicht sehen; wenn eine von den Fliegen zurück wollte, würde sie doch leine Genossin zurückhakten. DüMMer aber auch,

weil sich keine Fliege zurückhalten ließe. Aber-- sieh'

einmal die eine Fliege, die eben aus dem Essig sich losgerissen, die glatte Glasfläche erklommen und jetzt den Sprung auf den Zuckerteller zurückgemacht hat, wie sie rasch dem süßen Tod den Rücken kehrt, eben den Rand des Tellers erreicht und sich jetzt wieder frei in die Lüfte geschwungen hat, kommt das bei den Menschen auch vor, daß sie schon vom Tod ergriffen, sich wieder lostzerissen und durch Rückkehr das Leben wieder er­langt haben?"

Sinnend traf mein Blick die blitzenden fragenden Augen, Ja, das kommt vor, kommt sogar oft vor. Wenn Jemand schon auf dem Sterbebette mit dem Tode ringt, und er faßt den