Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 43, Blatt 12 [Neue Nr. 3139] (1895) Lohm : geologische Karte / geognostisch und agronomisch bearb. durch H. Gruner 1892/93
Entstehung
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Agronomisches. 35

Wenngleich dieser Boden zu den leichten zählt und nur in gutem Kulturzustande, frischer Lage oder nach Beigaben von Kunstdünger befriedigende Ernten bringt, so ist er deshalb doch sehr geschätzt, weil er in. trockenen wie nassen Jahren nicht ver­sagt, die Bestellung leicht und selbst bei ungünstiger Witterung erfolgen kann ünd stets sichere Ernten an Roggen, Gerste, Kar­toffeln, Rübsen, Erbsen, rothem Klee und Luzerne, schweres Korn und gesundes, nahrhaftes Stroh bringt. Die schwer durchlassende Lehm- und Mergelschicht im Untergrunde wirkt nämlich auf die sehr sandige Oberkrume insofern günstig ein, als die in den

Boden dringenden Tagewässer nicht verloren gehen und bei

trockener Witterung zum grossen Theil wieder emporgehoben werden. Alle Regenmassen, welche herabströmen, verschluckt er, ohne. davon übersättigt zu werden, doch auch die Dürre schadet wenig das heisst, wenn sie nicht zu einer Zeit eintritt, wo die Keime und zarten Wurzeln nach Feuchtigkeit in der Oberkrume verlangen, weil der im Untergrunde ruhende Lehm und Mergel die Feuchtigkeit anhalten. Indem die Bodenflüssigkeit unaus­gesetzt mit dem Untergrunde in Berührung tritt, nimmt sie Stoffe daraus auf, wodurch neue Verbindungen entstehen, die sich gleich­mässig durch den Boden verbreiten; denn wenn an irgend einem Punkte eine stoffliche Veränderung in der Bodenflüssigkeit vor sich geht, so stellt die Molecularbewegung bezw. Diffusion das Gleich­gewicht bald wieder her. Auf diese Weise gelangt das im Lehm und Mergel aufgespeicherte Nährstoffcapital allmälig in den Oberboden, woselbst es in Folge der Absorption eine Eigen­schaft der Ackererde, gelöste Stoffe(besonders Ammoniak, Phos­phorsäure, Kieselsäure und Kali) zurückzuhalten von der Wiederauslaugung geschützt ist. Unterstützt wird das Wasser in dieser Hinsicht durch reichliche Düngung, weil diese ganz abgesehen von dem hohen Condensationsvermögen für Wassergas eine stetige Kohlensäurequelle bildet, welche die Aufschliessung der mineralischen Stoffe des Bodens beschleunigt und den Pflanzen während der kurzen Vegetationsperiode grössere Nährstoffmengen im leicht aufnehmbarer Form zur Verfügung stellt.