Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 43, Blatt 12 [Neue Nr. 3139] (1895) Lohm : geologische Karte / geognostisch und agronomisch bearb. durch H. Gruner 1892/93
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Agronomisches. 39

je inniger man diesen. mit dem rohen, von Geschieben möglichst befreiten Mergel mischt, um so schneller und sicherer ist auch der Erfolg. Es ist dabei nicht zu unterschätzen, dass der feine Gesteinsstaub des Mergels Phosphorsäure und Kali enthält und, wenn diese auch nur Bruchtheile von Procenten repräsentiren, so schliessen doch etwa 20 Fuder Mergel pro Morgen nicht zu unterschätzende Mengen davon ein. Vor allem hat man darauf zu achten, dass passender Mergel in Anwendung kommt und dieser möglichst gleichmässig und nicht zu flach dem Boden ein­verleibt wird. Entstammt der Mergel grösseren Tiefen, so ist der schädlichen Eisenoxydulverbindungen wegen längeres Liegenlassen erforderlich und empfiehlt es sich, mit dessen Ausbringen bereits im Sommer zu beginnen, die Haufen mehrmals umzustechen und im Winter behufs Durchfrieren in kleinere Haufen zu setzen. Im Früjahr ist alsdann der Mergel zu erdiger Krume zerfallen und lässt sich leicht gleichmässig ausstreuen.

Dem gegenüber hört man vielfach einwenden, dass eine Mergelung grosse Opfer an Gespannen und Arbeitskräften fordere, dass die Erfolge der Arbeit nicht entsprächen, der rohe Mergel die Ackerkrume benachtheilige, der Anbau mancher Feldfrüchte danach ausgeschlossen wäre, die Anlage zahlreicher tiefer Gruben die Bewirthschaftung ‚erschwere, der Mergel im Sommer nicht ausgebracht werden könne und die Anwendung von Aetzkalk (Staubkalk), Wiesenkalk, Kalktuff, Korallenkalk oder Scheide­schlamm grösseren Vortheil biete. Hinsichtlich der ausgezeichneten Wirkung des Diluvialmergels liegen seit langer Zeit aber so viele Erfahrungen vor, dass Misserfolge nur auf mangelhafte Disposi­tionen zurückgeführt werden können, Z. B. entweder zu viel oder zu wenig, nicht lange genug der Luft ausgesetzter, nass unter­gepflügter, ganz ungeeigneter Mergel. in Anwendung kam, Stall­dung fehlte u. dergl. m. Hat doch Verfasser oft genug mit ansehen müssen, wie anstatt Mergel wahrer»Hungerlehm« sehr sandiger, eisenschüssiger Lehm oder schwerer Thon mit nur Spuren von Kalk Verwendung fand, wie der gesammte weit über ein Meter mächtige todte Abraum des Mergellagers nebst massen­haften, über faustgrossen Geschieben mit auf den Acker gelangte