Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 46, Blatt 32 [Neue Nr. 3553] (1903) Lebus / geognost. und agronom. bearb. durch K. Keilhack
Entstehung
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Bodenbeschaffenheit. 37

sein Reichtum an tonigen Teilen, der ihn befähigt, das auf­genommene Wasser sehr lange festzuhalten, und sein Humus­gehalt, der einerseits zur Verbesserung der physikalischen Eigenschaften der Ackerkrume, andererseits zur Aufschließung der in ihm enthaltenen Nährstoffe erheblich beiträgt. Letztere sind an und für sich schon in einer so feinen Verteilung vorhanden, daß ihre Aufschließung und Assimilation seitens der Pflanzen mit größerer Leichtigkeit erfolgen kann, als in Böden von durch­schnittlich bedeutenderer Korngröße. Diesen Vorzügen stehen aber einige Nachteile gegenüber. Der erste besteht in der großen Zähigkeit des Bodens, welche besonders bei nasser Witterung eine Bestellung sehr erschwert und einen großen Aufwand von Arbeitskraft verlangt. In der trockenen Jahreszeit dagegen ist dieser Reichtum des Bodens an Ton die Schuld, daß er lange und tiefe Risse erhält, wodurch die Pflanzenwurzeln so beschädigt werden können, daß das Gedeihen der Feldfrüchte ungünstig beeinflußt werden kann. An manchen Stellen ist durch stag­nierende Wasser eine Auslaugung der Eisensalze des Bodens und eine Ausscheidung derselben in der Ackerkrume entweder in Form von Eisenocker oder von kleinen Raseneisensteinstückchen erfolgt, welche gleichfalls eine Verschlechterung des Bodens im Gefolge hat. Der Hauptnachteil aber besteht in der außerordent­lich tiefen Lage der Schlickböden und in der Abhängigkeit ihrer Grundwasserverhältnisse vom Wasserstande der Oder. Wenn diese mit Hochwasser geht, so wirkt sie drückend auf die Wassermengen, welche als Grundwasser in den Sanden unter der Schlickdecke zirkulieren, preßt sie nach oben und veranlaßt eine Überschwemmung des Bodens, welche den Saaten großen Schaden zufügen kann.

Bei den fettesten Ausbildungsformen des ÖOdertones findet eine eigentliche Bodenbildung nicht statt; die Ackerkrume unter­scheidet sich vielmehr von dem tieferen Untergrunde nur durch eine gewisse, seit dem Ende der Schlickbildung erfolgte Humi­fizierung, ist aber im übrigen ebenso fett und tonig, wie ihr Untergrund. Die Frühjahrsbestellung in diesen Böden wäre außerordentlich erschwert, wenn dieselben nicht die Eigenschaft besäßen, unter der Einwirkung des winterlichen Frostes zu einem