Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 27, Blatt 60 [Neue Nr. 2945] (1906) Dannenwalde / geognostisch und agronomisch bearb. durch L. Schulte 1899, 1900 und 1903
Entstehung
Seite
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Bodenbeschaffenheit. 27

vorteilhaftesten(auch hinsichtlich des Preises) Atzkalk oder gut durchwinterten Wiesenkalk. Reicht der in allen Fällen am meisten zu empfehlende natürliche Dünger nicht aus, so empfiehlt es sich, dem Lehm- oder lehmigen Boden Stickstoff, Kali und Phosphor in Gestalt künstlicher Düngemittel zuzuführen(Chili­salpeter, bei leichtem Boden Thomasmehl und Kainit, bei schwerem Superphosphat). Allerdings bewirkt die künstliche Zufuhr von Kaliverbindungen in trockenen Jahren leicht eine sehr schädliche Verkrustung der Ackerkrume. Leichtere Böden werden auch mit gutem Erfolge gejaucht; auch ein Überfahren mit Torf ist zu empfehlen, da dieser einmal einen nicht un­wesentlichen Gehalt an Stickstoff besitzt, dann aber auch schweren Lehmboden lockert. Sehr wichtig ist natürlich die Fruchtwahl. Die Bewirtschaftnng des Lehmbodens in großen Schlägen ist nicht immer empfehlenswert; denn bei der meist sehr wechselnden Mächtigkeit der Verwitterungsrinde des Geschiebemergels finden sich in großen, mit nur einer, einen bestimmten Boden beanspruchenden Frucht bestellten Schlägen leicht größere oder kleinere Flächen, die versagen.

Wichtig ist für Lehmboden eine verständige, sorgfältig durchgeführte Drainage, um die dem Geschiebemergel oft ein­gelagerten wasserführenden sandigen Schichten, die den Boden kaltgründig machen, zu entwässern und die in nassen Jahren übermäßige Feuchtigkeit auf ein möglichst richtiges Maß herab­zumindern. 7 = Der Lehmboden eignet sich für fast alle Feldfrüchte, und so sind denn die Geschiebemergelflächen stets die fruchtbarsten und am meisten vom Ackerbau in Anspruch genommenen. Neben Roggen, der Hauptfeldfrucht, liefern hier Gerste, Hafer, Weizen, Erbsen gute Erträge, desgleichen gedeihen Klee und andere Futterarten.

Für technische Zwecke findet der Lehmboden im Bereiche des Blattes ebenfalls Verwertung; das zum Teil reiche Gesteins­material dient zum Straßen- und Häuserbau. Dagegen hat die Verwendung von Mergel zu Meliorationszwecken bedeutend ab­genommen, und die so zahlreichen alten Mergelgruben sind ver­lassen, seitdem die Beschaffung des Ätzkalkes sich lohnender gestaltet, als die kostspielige Ausbeutung des Mergels.