Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 59, Blatt 23 [Neue Nr. 4350] (1908) Alt-Döbern / geognost. und agronom. bearb. durch K. Keilhack u. Th. Schmierer
Entstehung
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22 Die geologischen Verhältnisse des Blattes

erste Art, der von fließenden Schmelzwassern des Inlandeises abgelagerte Sand. Diese Entstehungsweise kommt sicher dem so­genanntenSandr *) zu, einer für das Vorland der Endmoränen­gebiete bezeichnenden Landschaftsform. Der Sandr bildet eine in der Stromrichtung der Schmelzwasser geneigte, aus Kiesen und Sanden bestehende Ebene. Je mehr wir uns dabei vom Aus­gangspunkte der Schmelzwasser, dem heute durch die Endmoräne bezeichneten Eisrande entfernen, desto feiner wird, entsprechend der Abnahme der fortbewegenden Kraft der Schmelzwasser, die Korngröße der Sande. Steine, die Faustgröße überschreiten, pflegen schon in der Nähe der Endmoräne zu fehlen und nach S.. nehmen sie immer mehr an Größe ab. Selbst Mergelsande und Tone können sich an der Zusammensetzung des Sandrs beteiligen. Die Sande dieser Gruppe zeigen die Erscheinung der sogenannten Kreuzschichtung (diskordanten Parallel- oder Driftstruktur), die in der Weise aus­gebildet ist, daß lauter kleine Schichtenbündel von verschieden orientierter Parallelstruktur rasch und regellos miteinander ab­wechseln und scharf aneinander abstoßen. Diese Erscheinung ist durch die Art der Entstehung dieser Sande zu erklären, nämlich als Absatz schnell fließender Schmelzwasser, deren Wassermenge, Stromgeschwindigkeit und Stromrichtung einem beständigen Wechsel unterworfen waren.

Auf unserem Blatte finden sich zwei Sandr, von denen der eine zum nördlichen, dem Hauptzuge der Endmoräne, gehört, während der zweite sich an den südlichen Endmoränenzug anschließt. Jener steht teils mit der Ausbuchtung des Alt-Döberner Beckens bei Chransdorf, teils mit dem Woschkower Becken, und endlich bei Dörrwalde mit dem Urstromtale in Verbindung; dieser erreicht nach 23 km das Urstromtal.

Zur zweiten Art jungglazialer Sande gehören die oben be­schriebenen Sandaufschüttungen im Zuge der Endmoräne.

') Das Wort ist dem Isländischen entnommen und wird in dieser Sprache für die in ganz genau der gleichen Art entstandenen Sand- und Kiesflächen vor den heutigen Gletschern benutzt.