Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 60, Blatt 19 [Neue Nr. 4352] (1919) Komptendorf / bearb. durch M. Tornow
Entstehung
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Blatt Komptendorf

2. Bildungen der letzten Eiszeit.

Im Bereiche des Blattes ist unter diesen Bildungen zu unterscheiden: 1) das-Höhendiluvium, entstanden während der- letzten Eisbedeckung;

2) das Taldiluvium, gebildet von den im Bereiche der Täler zur Ablagerung gekommenen. Schichten.

a) Das Höhendiluvium,

Die hierhergehörenden sandigen, sandig-kiesig-steinigen und ‚kalkig­tonig-lehmigen Ablagerungen des Blattes sind ‚unmittelbare ‚Abschmelz­produkte des letzten Inlandeises. Sie bilden die Reste einer ursprünglichen Decke solcher ‚diluvialen Ablagerungen, ‚die sich bis zu ihrer Zerreißung und. Zerschlämmung durch die Abschmelzwässer des Eises und stärkere Niederschläge offenbar über weite Teile des norddeutschen Flachlandes erstreckte. Diesen mit dem Abschmelzen des Eises als unmittelbare Folge einsetzenden Denudationsvorgängen wurde naturgemäß durch den ursprüng­lich ‚entstandenen Aufbau der glazialen Bildungen, besonders der langen durch ganz Deutschland von Ost nach West verfolgbaren. Stillstandslagen des rückschmelz rden Eises mit ihren Endmoränenanhäufungen der Weg gewiesen, so daß weite Teile jener ursprünglichen Decke.glazialer Ab­Jagerungen durch breite und vielfach verzweigte Talbildungen wieder zer­stört wurden. In diesen Tälern, hauptsächlich den.so entstandenen weiten Ursiromtälern,- die parallel den Stillstandslagen des Eisrandes mit ‚gleich­mäßigem Gefälle das ganze norddeutsche Flachland. durchziehen, und denen die Aufgabe zufiel, die Schmelzwässer des stillstehenden Inlandeises und die von ihnen zerstörten und mitgerissenen Bestandteile der glazialen Ab­lagerungen ‚abzuführen, gelangten die gröberen. Teile dieser zerstörten Bil­dungen wieder zur Ablagerung und bildeten so im Gegersatz zu den ursprünglichen glazialen Absätzen Schichten, die sich von jenen morpho­logisch und meist Auch petrographisch durchaus unterscheiden.

Das: Höhendiluvium bildet also gegenüber diesen durch spätere Tal­bildungen erzeugten Absätzen aus Wasser die Reste der von den Gewässern verschont gebliebenen unmittelbaren Ausschmelzungsprodukte des Inland­eises, deren Rückgrat von den bei Stillstandslagen des Eisrandes ange­häuften Endmoränenzügen dargestellt wird.

Im Bereiche des Blattes finden wir als Höhendiluvium die Bıldungen des Niederlausitzer Höhenrückens, der vom Fläming. ohne Unterbrechung bis zum Katzengebirge im O. zwischen dem Breslau -Magdeburger Urstrom­{al im S. und dem Glogau -Baruther im N. als ein 2040 km breites Band glazialer"Bildungen und gekrönt von Endmoränen sich hinzieht. Seine Ent­stehung und Erhaltung vor den Abschmelzwässern des Inlandeises ist nach längst zweifelsfrei bekannten Tatsachen auf eine längere Stillstandslage des Fisrandes zurückzuführen, bei der sich Zurückschmelzen, Vorschub.d-s Gletschereises und das Abschmelzen die Wage hielten. Dadurch wurde das im Eise mitgeführte Material in größerer Menge besonders in den End­moränen angehäuft, während die Abschmelzwässer sich den heute Breslau­Magdeburger Urstromtal genannten Abflußweg schufen. Ganz analogen Vorgängen verdankt das den Niederlausitzer Rücken im Norden abgrenzende Glogau-Baruther Urstromtal seine Entstehung, nachdem der Eisrand um die entsprechende Entfernung zurückgeschmolzen war.