Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 45, Blatt 46 [Neue Nr. 3749] (1921) Storkow / bearb. durch A. Jentzsch
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Blatt Storkow

Die einzige, dem Auge bemerkenswerte Gestalt in der Land­schaft bildet derWeinberg ONO der Stadt Storkow. Es sind bis 70,5 Meereshöhe aufragende Dünen, deren Gipfel dem über den 34 Meter hohen Spiegel des Großen Storkower- oder Dolgensee Schauenden weißlich leuchtend weithin sichtbar ist und deshalb mehr bemerkt wird, als die 10 Meter höheren, im Walde gelegenen Hügel der Anberge bei Kolpin und des Brandberges der Schwenower Forst in der Südostecke des Blattes.

Sind demnach die Höhenunterschiede im Bereich des Blattes Storkow nur bescheiden, so ist doch unverkennbar, daß an seinem Oberflächenbilde wesentlich zwei Formenelemente beteiligt sind, und daß dementsprechend sein geologischer Bau in der Hauptsache durch zwei geologische Faktoren geschaffen ist. Ganz überwiegend ist der Blattbereich von dem in der Karte grün dargestellten Tal­sande eingenommen, von einer Ablagerung aus fließendem Wasser und dementsprechend fast völlig ebener Oberfläche. Er würde noch wirksamer ins Auge fallen, wenn der Zusammenhang nicht durch aus ihm später aufgewehte Dünen, sowie durch rinnen- und beckenförmig in ihm eingesenkte, teils von Wasser, teils von Torf­moor erfüllte Niederungen aus der Zeit der nachfolgenden Bildung des heutigen Abflußnetzes vielfach unterbrochen wäre.

Andererseits ragen aus der weiten Fläche dieser jungdiluvialen und alluvialen Täler die oben genannten älteren Hochflächenreste inselartig heraus, in größerem Zusammenhänge entlang dem öst­lichen Blattrande, in vereinzelten Flächen bei Selchow und nörd­lich von Klein-Schauen. Hier ist es zum Teil Geschiebemergel, also die Grundmoräne des ehemaligen Inlandeises; überwiegend aber ist es ein ungeschichteter Geschiebesand, d. h. ein an ein­zelnen Geschieben und Kiesstreifen reicher Sand, der durch Zu­nahme der tonigen Bestandteile in Geschiebemergel übergehen kann, und wohl nichts anderes als die sandige Vertretung der Grundmoräne ist. Beide zusammen deuten an, daß in dem ganzen Gebiet das nordische Inlandeis in der Diluvialzeit verbreitet war; der Zusammenhang seiner Ablagerungen ist erst durch die Bildung der Täler und die Aufschüttung des Talsandes beim und nach dem Rückzuge des Eises unterbrochen worden.

Dort wo im Geschiebesand reiche Anhäufungen von Geschieben, Steinpackungen und geschlossenen Geröllmassen ausgeprägte Höhenrücken bilden, wie es im äußersten Südosten der Fall ist, hat das Inlandeis beim Rückzuge längere Zeit halt gemacht und aus seinen abtauenden Massen heraus den eingefrorenen Stein- und Bodenschutt zu einer Endmoräne aufgehäuft. Ihr ursprünglicher, langgestreckter, bogenförmiger Verlauf ist aber so völlig unter­brochen, daß sie nur einen zusammenhanglosen Rest darstellt, ohne daß der ursprüngliche Verlauf derStillstandslage des Eises, auf der sie beruht, dargestellt werden könnte.