Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 27, Blatt 37, 43 [Neue Nr. 2640/2740] (1922) Freyenstein, Dammwolde / bearb. durch C. Gagel ..
Entstehung
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Das Diluvium

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Skandinavien zurückgezogen hatte und in Norddeutschland wieder ein dem heutigen ähnliches Klima herrschte, so daß hier eine diesem entsprechende Fauna und Flora lebte, deren Reste an verschiedenen Stellen Nord­deutschlands in den Sanden zwischen den Grundmoränen nachgewiesen werden konnten und daß ferner unter dem ungestörten Zutritt der At­mosphärilien die während der Haupteiszeit abgelagerten, kalkhaltigen, glazialen Schichten in hohem Grade verwittern und entkalkt werden konnten. Auf Blatt Freyenstein und den Nachbarblättern ist weder der Nachweis interglazialer Schichten, noch auch der solcher interglazialer Verwitterungszonen gelungen, es sind hier nur oberdiluviäle Bildungen zur Beobachtung gelangt.

Durch die Schmelzwässer des herannahenden letzten Inlandeises sind zum Teil sehr mächtige geschichtete Bildungen neu abgesetzt worden, die nach­her von der Grundmoräne überzogen wurden. Bei den Brunnenbohrungen, die wasserführende Sande unter dem Oberen Geschiebemergel angetroffen haben, ist es naturgemäß nicht, möglich, zu unterscheiden, welches genaue Alter diese Sande haben; Proben derselben liegen außerdem nicht vor, sondern nur Angaben von Brunnenmachern von einigen Brunnen bei Freyenstein.

Die Bohrung am Bahnhof Freyenstein hat folgendes Profil ergeben: 0 8 m Geschiebemergel,

816 m Sand,

1640 m wasserführender Sand,

4043 m wasserführender Kies

sie ist der tiefste Aufschluß, von dem auf dem Blatt etwas zu ermitteln war.

Die wichtigste von den Bildungen des Oberen Diluviums, wenn sie auch nicht gerade bedeutende Teile des Blattes einnimmt, ist der O bere Geschiebemergel (9m), der besonders im NW und der Mitte, aber auch sonst auf dem Blatt in größeren oder kleineren Flächen auftritt.

Der Geschiebemergel ist seiner petrographischen Beschaffenheit nach ein sehr inniges, vollständig schichtungsloses Gemenge von Ton, feinem und grobem Sand, Kies und größeren und kleineren, geglätteten und ge- kritzten, mehr oder minder kantengerundeten Gesteinsblöcken verschieden­ster Beschaffenheit und Herkunft. Er ist, wie sich aus dem Vergleich mit den entsprechenden Bildungen der jetzigen Gletscher mit Gewißheit ergibt, nichts anderes als eben die Grundmoräne des diluvialen Inland­eises, die durch den gewaltigen Druck dieser ungeheuren von N her sich vorschiebenden Eismasse aus den zermalmten Gesteinen und Bodenarten, die vorher die Oberfläche Skandinaviens und Norddeutschlands bildeten, zu einer einheitlichen Masse zusammengeknetet, wurde. Durch diese seine Entstehung erklären sich alle die auffallenden Eigenschaften dieses Ge­schiebemergels, das schichtungslose Durcheinander von großen, zum Teil riesigen Blöcken, Kies, feinem Sand und Ton, die Glättung und Kritzung der oft nur kantengerundeten, nicht vollständig runden größeren Bestand­teile, das Beisammensein von Gesteinen verschiedensten Alters und ver­schiedenster Herkunft, der damit zusammenhängende Wechsel der petro­graphischen Beschaffenheit oft auf kurze Entfernung, die Einschaltung