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gebaut Roggen, Kartoffeln, Hafer oder Weizen, Gerste, Rüben, Bohnen, wobei wie gesagt die Fruchtsorten nicht charakteristisch für den geologischen Befund zu sein brauchen, da unter Umständen geringere Böden mit höherem Grundwasserstand anders bewirtschaftet werden als bessere Böden mit tieferem Grundwasser. Ferner kommt als wichtiger Faktor für die Betriebseinrichtung bzw. für den Anteil der einzelnen Kulturpflanzen an der Gesamtfläche das Vorhandensein von zahlreichen Glashütten im Gebiete der Lieferung in Betracht, was sich in einem verstärkten Anbau von Roggen zum Strohverkauf ausprägt. Hinzu kommt, daß ein starker Anbau von Winterung auf den meist stark unkrautwüchsigen Böden wichtig ist. Die Auswinterungsgefahr ist zudem bei dem hohen Grundwasserstand meist recht gering.
In früheren Zeiten litt sogar die Gegend unter zu hoher Feuchtigkeit, und dies ist der Grund, weswegen man jetzt noch vielfach in kleinen Betrieben die von alters her überkommene Beetkultur findet. Die Großbetriebe sind meist dräniert, die Kleinbetriebe weniger. Trotz Dränage war es immerhin nicht möglich, auf den unbedingten Grünlandflächen der Neißeniederung zufriedenstellende Wiesen zu erzielen. Diese Flächen leiden noch jetzt unter Luftmangel und Versäuerung, so daß die Wiesen der Höhenböden sowohl nach Qualität als nach Quantität des Heues günstiger sind.
Die verhältnismäßig starke Industrialisierung der Gegend mit ihren hohen Anforderungen an Arbeitskräften ist der Grund, weswegen der Kleinbesitz häufig noch ziemlich primitive Wirtschaftsformen zeigt. Charakteristisch ist, daß Buchweizen in diesen Betrieben häufig auf guten Böden der Neißeniederung noch angebaut wird. Andererseits ist die Viehhaltung (5 bis 6 Stück Vieh auf 15 bis 20 Morgen) so stark, daß die Äcker jedes Jahr Stallmist bekommen. Das Vieh ist aber bei reiner Stallhaltung klein und schwach. Vielfach wird noch Spörgel als Futterpflanze gebaut.
Die Industrie im Gebiete der Lieferung hat ferner zur Folge, daß landwirtschaftliche Arbeitskräfte schwer zu bekommen sind, und andererseits erfordert in Betrieben, die durch Braunkohlentagebauten in Mitleidenschaft gezogen sind, z. B. das Aufforsten von Grubengelände, Erdbewegungen und die Wirtschaftserschwerung überhaupt die Beschäftigung von mehr Arbeitern pro ha als auf gleichen Böden ohne diese Erschwerungen sonst nötig wären. Auf 4 bis 5 ha kommt in dieser Gegend schon ein Arbeiter.
Die Industrialisierung bedingt natürlich eine relativ hohe Bevölkerungsdichte und damit gute Absatzverhältnisse. Auf Stroh für die Glashütten wurde schon hingewiesen, allerdings hat der hohe Strohbedarf dieser Betriebe wiederum seine ungünstigen Folgen im Forstbetrieb, da vielfach alles Stroh verkauft und die nötige Streu aus dem Walde geholt wird, was natürlich zu einer Verhagerung der forstlichen Böden führt. Die Absatzverhältnisse für Kartoffeln sind entsprechend günstig, jedoch nur für rote Kartoffeln, die von der Bevölkerung bevorzugt werden.