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2056 = [Neue Nr. 3759] (1932) Schwiebus / geolog. und agronom. bearb. durch Br. Dammer ...
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D. Nutzbare Ablagerungen.

Von J. Hesemann.

I. Braunkohle.

Die ersten Anfänge des Schwiebuser Braunkohlenbergbaues liegen etwa 90 Jahre zurück. Die Entdeckung der Braunkohlen bei Liebenau regte auch zu Schürfungen bei Schwiebus an. Eine erste Betriebsperiode war nach Girard (1855) und Plettner (1857) schon vor 1852 abgeschlossen. Die Tuchfabrikbesitzer von Schwie­bus, die ein großes Interesse an der Braunkohle hatten, gründeten 1853 eineBraunkohlensozietät, um planmäßig zu schürfen. 1853 wurde die erste Mutung (Feld Glückauf bzw. Stern bei Rietschütz) eingelegt und bis 1868 wurden bei Rietschütz, Gräditz, Merzdorf noch weitere 22 Felder gestreckt. In den 1840er Jahren hatten die Unternehmen mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Erst nach der Kon­solidierung des Schwiebuser Felderkomplexes mit seinen vielen Einzelfeldern (Vereinigte Schwiebuser Kohlenwerke) kam ein regel­rechter Bergbau in Gang. Rietschütz bildete von 1850 ab vier Jahr­zehnte hindurch den Mittelpunkt eines regen Abbaues. Die besten Gruben (Morgensternglück, Industrie, Stern, Victorsglück) beuteten die ausgedehnten Streichen (Tuchmacher-, Glückauf-, Rudolf- und Trift-Streichen) nördlich, andere (Carolinas Hoffnung bei Gräditz) mehrere kleine Vorkommen südwestlich des Ortes aus. Während im mittleren und südlichen Teile des Abbaugebietes die Sättel flach gebaut waren und breite Abbaue ergaben, fielen die Sättel im nörd­lichen Teil und ebenso an ihren östlichen und westlichen Enden steiler ein, ja sie sollen sich sogar verdrückt haben. Die südlichen Sättel waren gegen 1000 m, die nördlichen bis etwa 2000 m im Streichen aufgefahren. Abgebaut wurden das Hauptflöz von 6 m und das Oberflöz von 12 m Mächtigkeit, die durch ein toniges Mittel von 13 m Mächtigkeit getrennt waren. Durch Spezial­faltung wurde die Flözmächtigkeit vergrößert, während sie auf den Südflügeln der Sättel durch Verdrückung meist verringert war. Der Abbau erfolgte kammerartig im Pfeilerbruchbau meist auf drei Sohlen und ging nicht über 35 m Tiefe hinaus.

Die Grenze des bisherigen Bergbaues war wohl durch den Ein­tritt des Grundwassers bedingt, nicht aber durch eine Mächtigkeits­abnahme der Kohle. Deshalb wurden planmäßig nur die hoch­gelegenen Teile eines Streichens abgebaut. Der Abbau gestaltete sich mitunter nicht ganz einfach, weil viele buckelförmige Er­hebungen des Liegenden das Flöz in eine Menge kleiner Mulden zerteilten. Das Hauptflöz setzte im mittleren Teil des Abbaufeldes in unverminderter Mächtigkeit bis zu 93,18 m Tiefe fort.