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Band 1 Heft 1
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ST. FISCHER: Brutbbilogie des Drosselrohrsängers in Berlin

4.Schlußfolgerungen

Wie die hier mitgeteilten ersten Ergebnisse einer Populationsstudie am Drosselrohrsänger zeigen, scheint die städtische Umwelt auf die Art keinen negativen Einfluß zu haben. Hohe Rückkehrraten ins Gebiet, ein großer Anteil polygyn verpaarter Vögel und Reproduktions­zahlen, die sich kaum von Daten anderer Studien unterscheiden, machen wahrscheinlich, daß die Gewässer im Südosten Berlins durchaus günstige Brutgewässer sind. Wie aber erst kürzlich RICHNER(1991) eindrücklich betonte, ist"nicht die Quantität flügger Nestjunger, sondern vielmehr deren Qualität" das entscheidende Maß, anhand dessen die Lebensraum ­qualität für Populationen abgeschätzt werden kann.

Da der Lebensraum des Drosselrohrsängers sehr sensibel und störungsanfällig ist, könnte die heute recht positive Situation sehr schnell"umkippen" und zu einem erneuten drasti­schen Bestandszusammenbruch der Art führen. Ein langfristiges Bestandsmonitoring und die Untersuchung von Reproduktionsdaten scheinen bei dieser Indikatorart für Röhrichte also durchaus angebracht.

5.Danksagung

Die Untersuchungen werden dankenswerterweise von der Forschungskommission der DO- G unterstützt.

Den Herren B. SCHONERT und TH. TENNHARDT danke ich für einige Auskünfte. Den Mitgliedern der Berliner Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft, die sich an der Erfassung der Berliner Drosselrohrsängervorkommen beteiligten, sei ebenfalls herzlichst gedankt.

Die Wetterdaten stellte das Wetteramt Tempelhof zur Verfügung, die Vogelwarte Hid­

densee genehmigte das Farbberingungsprogramm und das Institut für Verhaltensbiologie und Zoologie der Humboldt-Universität stellte einige Geräte zur Verfügung.

Die Herren DR. K.-H. FROMMOLT, W. OTTO und PRoF. DR. D. WALLSCHLÄGER sahen dankenswerterweise das Manuskript kritisch durch.

6. Zusa mmenfassung

Untersuchungen zur Brutbiologie des Drosselrohrsängers von 1989 bis 1991 an Gewässern im

Südosten Berlins ergaben:

a) recht hohe Siedlungsdichten am Müggelsee von 1,1 Rev./100 m Röhricht bzw. 48,6 Rev./10 ha Röhricht;

b) eine Brutortstreue von 1990 zu 1991 der Altvögel von 46,1%(Männchen: 55%, Weibchen: 16,6%) und eine Geburtsortstreue der Jungen von 2,4%;

c) eine Polygynierate von 8,8-25,7%;

d) eine Bevorzugung ufernaher Nistplätze;

e) die fast ausschließliche Nutzung Phragmites als nesttragende Pflanze(96,9%);

f) eine mittlere Nesthöhe von 72,0+ 15,4 cm(40-120, n= 144);

g) im Mittel 5,1+ 1,6 nesttragende Halme(2-10, n= 128);

h) einen Durchmesser der nesttragenden Halme von meist> 6,5 mm;

i) einen jahrweise verschiedenen, wohl temperaturabhängigen Legebeginn und eine Gesamtbrutperiode von 72 Tagen;

j) eine mittlere Gelegegröße von 4,73 Eiern/Gelege mit jahrweise unterschiedlichem Anteil der ver­schiedenen Eizahlen und deutlichem Kalendereffekt;

k) jahrweise sehr variierende, stark witterungsabhängige Bruterfolgsraten und eine mittlere Zahl flügger Junge von 3,9+ 1,4 pro erfolgreichem Nest.