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Band 1 Heft 2
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W. MÄDLOW: Der ehemalige Berliner Rieselfeldgürtel 99

300-600 Rebhühner geschossen! Bis 1946 waren diese Bestände allerdings bis an den Rand des Erlöschens reduziert(GARLING 1960). Wachteln stellte Garling in den 30er Jahren nur noch gele­gentlich fest, doch sollen sie bis zur Jahrhundertwende auf den Rieselfeldern häufig gewesen sein (GARLING 1932). Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, daß GARLING(1932) noch bis An­fang der 30er Jahre Brutvorkommen des Triels auf den Rieselfeldern vermutete. Einige Jahre zuvor(wohl in den 20ern) fand er bei Hönow (Hellersdorfer Rieselfeld) ausgefressene Eischalen dieser Art. 8

Wie aus.obigen Angaben hervorgeht, stellten die Rieselfelder für den Berliner Raum wichtige Brutgebiete dar, die eine große Anzahl sehr seltener und gefährdeter Arten beherbergten. Ein­schränkend ist anzumerken, daß die Bruterfolge wegen wechselnder Wasserstandsverhältnisse und intensiver Bewirtschaftung oftmals nur gering waren. Für ganz Brandenburg betrachtet, ist die Bedeutung als vergleichsweise gering einzustufen. Natürliche und naturnahe Gebiete in Branden­ burg beherbergen gewöhnlich größere Bestände als die Rieselfelder, auch sind die Brutbedingun­gen meist konstanter.

Limikolen

In der Nachkriegszeit galt dem Limikolendurchzug das Hauptinteresse vieler Ornithologen. Bisher wurden 41 Limikolenarten auf den Berliner Rieselfeldern nachgewiesen. In Tab. 1 und 2 sind die maximalen Rastbestände häufiger Limikolenarten auf einigen Rieselfeldern dargestellt. Beim Vergleich der Zahlen ist zu berücksichtigen, daß die Beobachtungsintensität und-dauer auf den verschiedenen Flächen sehr unterschiedlich war. Während in einigen Fällen die angegebenen Maxima Ausnahmen waren, die sonst in dieser Höhe nicht erreicht wurden(z. B. hohe Zwerg­strandläufer-Zahlen auf dem Wegzug Hobrechtsfelder und Waßmannsdorfer Rieselfelder), so

stellen sie doch in vielen Fällen realistische Werte für regelmäßig zu erwartende Rastbestände dar. In Tab. 2 sind zum Vergleich die höchsten Rastzahlen in der Mark Brandenburg außerhalb. der Rieselfelder mit angegeben(nach RUTSCHKE 1987, teilweise nicht mehr ganz aktuell).

Beim Vergleich dieser Zahlen fällt auf, daß selbst einzelne Rieselfelder in vielen Fällen Rastbe­stände in gleicher Größenordnung beherbergen konnten wie die besten anderen Rastgebiete der Mark. Die Bedeutung der Rieselfelder ist für die einzelnen Arten verschieden. Während vom Alpenstradläufer nur relativ kleine Trupps bemerkt werden, sind die Rieselfelder für den Bruch­wasserläufer mit Abstand die wichtigsten Rastgebiete in der Mark gewesen. Die meisten anderen Arten erreichten wenigstens auf einzelnen Flächen ähnliche oder sogar höhere Werte als in anderen Gebieten. Damit wird deutlich, daß der Berliner Rieselfeldgürtel als Gesamtheit im Herbst eine einzigartige und unersetzliche Stellung als Limikolenrastplatz in Brandenburg einnahm. Übrigens sind auch die anderen wichtigen Limikolenrastplätze Brandenburgs im Herbst vielfach künstliche Gebiete(z.B. Talsperre Spremberg, Peitzer Fischteiche, Zuckerfabriksteiche Nauen). Im Frühjahr werden in naturnahen Gebieten(z. B. Untere Oder) wesentlich höhere Rastzahlen festgestellt.

Tab. 3 gibt einen Überblick über die Nachweise seltener Limikolenarten auf den Berliner Rie­selfeldern. Auch hier entfällt ein großer Anteil der brandenburgischen Beobachtungen auf die ehemaligen Rieselfelder. Außer den in Tab. 1-3 angegebenen Limikolenarten wurden Kiebitz und Großer Brachvogel häufig angetroffen, doch wurden meist mehr überhinziehende als rastende Vögel gesehen. Regelmäßig, aber meist in geringer Zahl wurden Goldregenpfeifer, Kiebitzregen­pffeifer, Waldschnepfe und Regenbrachvogel beobachtet.