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Band 1 Heft 2
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W. MÄDLOW: Der ehemalige Berliner Rieselfeldgürtel

Andere Arten(Durchzug)

Die reichhaltige Landschaftsstruktur, aber auch die hohe Beobachterdichte führte zum Nachweis zahlreicher Vogelarten auf den Rieselfeldern. Die Gesamtartenzahl dürfte sich bei vorsichtiger Wertung auf mindestens 241 belaufen. Viele Arten besuchen die Rieselfelder nur gelegentlich oder in kleinerer Stückzahl. Hier seien einige Arten erwähnt, die für den Lebensraum typisch sind und für die die Rieselfelder als Rastgebiet eine gewisse Bedeutung haben.

Überstaute Becken. bieten häufig gute Rastbedingungen für Schwimmenten. Vor allem Stock­ente, Krickente(bis zu 400 Hobrechtsfelder Rieselfeld ), Knäkente(bis zu 120 Waßmannsdorfer Rieselfeld) und Löffelente(bis zu 300 Hobrechtsfelder Rieselfeld ) rasteten regelmäßig auf den Becken(BRUCH et al. 1978, OTTO et al. 1990). Die höchsten Zahlen wurden im Herbst beobach­tet, jedoch wurden schon ab Juni beim Zwischenzug beachtliche Mengen registriert. Andere Arten erscheinen auf den Rieselfeldern eher selten, jedoch stellten DITTBERNER& DITTBERNER(1969a) im Frühjahr 1964 auf dem Rüdersdorfer Rieselfeld bis zu 100 Spießenten fest. Diese Zahlen sind für den Berliner Raum bedeutend und werden nur an wenigen anderen Stellen erreicht. In anderen Gebieten der Mark Brandenburg jedoch, vor allem auch in naturnahen Lebensräumen, rasten teilweise noch größere Mengen(siehe RUTSCHKE 1987).

Von. den Kleinvögeln ist vor allem der Wasserpieper auf die Rieselfelder angewiesen. Die Bek­ken werden auf dem Zug und im Winter aufgesucht, maximal z. B. 70 Gatower Rieselfeld(WITT 1983) und 65 Blankenfelder Rieselfeld(GÜNTHER& STREIFFELER 1968). Der Schlafplatz am Tegeler Fließ, an dem bis zu 160 Vögel gezählt wurden, dürfte vor allem von Vögeln des Blan­ kenfelder Rieselfeldes besetzt gewesen sein(0AG BERLIN WEST(1990), WITT(1983). Nach WITT (1982) wurden im nordöstlichen Mitteleuropa nur in der Uckermark regelmäßig größere Rastbestände registriert als auf den Berliner Rieselfeldern. Als weitere typische Singvogelart der Rieselbecken ist die Bachstelze zu nennen, die vor allem nach der Brutzeit und im Herbst in erheblicher Zahl auf Rieselfeldern vorkommt, z. B. 16. 07. 90 251 Wansdorfer Rieselfeld(M. Kühn pers. Mitt.). Ähnliche Größenordnungen wurden an Schlafplätzen auf dem Gatower und Rüdersdorfer Rieselfeld festgestellt.

Trockene, landwirtschaftlich genutzte oder brachliegende Parzellen, die von Holunderbüschen umgeben sind, werden von einer Reihe weiterer Vogelarten bevorzugt, z. B. Braunkehlchen (maximal 160 Blankenfelder Rieselfeld, GÜNTHER& STREIFFELER 1968) und Steinschmätzer (maximal 48 Gatower Rieselfeld, BRUCH et al. 1978). Brachliegende Flächen bieten im Herbst gute Ernährungsmöglichkeiten für größere Trupps von Stieglitzen, Girlitzen und Bluthänflingen. In früheren Jahren beherbergten Kohlfelder auf dem Gatower Rieselfeld größere Ansammlungen überwinternder Heckenbraunellen(1967/68 150 Expl., BRUCH et al. 1978).

Die brennesselbestandenen, verschilften Weg- und Grabenränder mit ihren Büschen sind bevor­zugter Nahrungsraum für eine Reihe durchziehender Kleinvögel. So wurden in einem solchen Gebiet auf dem Gatower Rieselfeld maximal 68 Sumpfrohrsänger an einem Tag gefangen und beringt(12.8.72). Am 13.8.70 wurden auf nur 2,7 ha Rieselbecken mit Randstreifen 39 Nachtigal­len gezählt(BRUCH et al. 1978). Auch Dorngrasmücken und Neuntöter besuchen solche Stellen zuweilen in größerer Zahl. An stärker verbuschten Stellen zeigen sich dann wieder andere Arten, z. B. wurden in einem Gebüschkomplex des Gatower Rieselfeldes maximal 34 Mönchsgrasmücken an einem Tag gefangen(12.9.87, OAG BERLIN WEST(1990).

Erstaunlich ist die große Zahl von Nachweisen ausgesprochen seltener Vogelarten auf den Rie­selfeldern. Stellvertretend für viele seien hier nur die vier Arten genannt, die erstmals für Bran­ denburg ‚nachgewiesen wurden: Graubruststrandläufer 18./19.5.1974 Rüdersdorfer Rieselfeld (DITTBERNER 1977), Großer Schlammläufer 25. 9. 84 Gatower Rieselfeld(ELVERS 1988), Dros­seluferläufer 12.-14.5.91 Wansdorfer Rieselfeld(BRÄUNLICH& MÄDLOW 1993), Zitronenstelze 2.5.84 Gatower Rieselfeld(MÄDLOW& HANDKE 1985).