6. Diskussion
Die Berliner Rieselfelder hatten sowohl für brütende als auch für durchziehende Vögel große Bedeutung. Wie dargelegt wurde, waren die Rieselfelder als Vogelbrutgebiete besonders für den Berliner Raum wichtig. Als Rastgebiet für Limikolen sowie für den Wasserpieper nahmen sie in Brandenburg , möglicherweise auch darüber hinaus, eine zentrale Stellung ein. Weiterhin waren sie ein wichtiges Rastgebiet für Enten und einige Kleinvogelarten. DEGEN(1987) vertritt die Auffassung, daß die Stillegung und Umgestaltung der Rieselfelder im Norden Berlins aus Naturschutzgesichtspunkten zu begrüßen ist. Er führt dabei an, daß die Rieselfelder für Limikolen fast nur außerhalb der Brutzeit genutzt werden und nur zwei Arten(Flußregenpfeifer und Kiebitz) regelmäßig brüten. Abgesehen davon, daß- wie oben gezeigt- durchaus eine erhebliche regionale Bedeutung als Brutgebiet nachzuweisen ist, darf auch die Rolle von Rastgebieten nicht unterschätzt werden. In den letzten Jahren wurde mehr und mehr erkannt, daß'auch Habitatverluste in Rastund Überwinterungsgebieten Bestandsrückgänge zur Folge haben können. So wird vermutet, daß sich Mitteleuropa durch den drastischen Verlust an Rastgebieten im Herbst in den letzten Jahrzehnten zum"Nadelöhr" für durchziehende Kampfläufer entwickelt hat und daß der Bestandsrückgang dadurch mitverursacht sein könnte. Es ist sogar denkbar, daß Kampfläufer deshalb ihre Zugwege verlagern müssen(OAG MÜNSTER& OAG SCHLESWIG HOLSTEIN 1992). Auf dem Heimzug scheinen Kampfläufer die Strecke von den westafrikanischen Winterquartieren bis Mitteleuro pa im Non-stop-Flug zurückzulegen, benötigen dann aber dringend Rastgebiete, um ihre Fettreserven erneuern zu können(OAG MÜNSTER 1989). Auch die Tatsache, daß selbst kleine Flächen, wenn sie eine geeignete Struktur aufweisen, schnell von vielen Limikolen angenommen werden, spricht für einen dringenden Bedarf an Rastgebieten.
DEGEN(1987) meint weiterhin, die Rastzahlen der Limikolen auf den Rieselfeldern seien nicht so bedeutend, weil an den Küsten erheblich größere Mengen rasten. Dies stimmt zwar für viele Arten, aber es gibt auch Arten, die das Binnenland als Rastgebiet bevorzugen. Für die schleswigholsteinische Westküste gibt BUSCHE(1980) grobe Schätzungen des Rastbestandes zur Hauptzugzeit im Sommer/Herbst. Diese Werte liegen bei Waldwasserläufer(150 Expl.) und Bruchwasserläufer(300 Expl.) ausgesprochen niedrig. Bei einigen anderen Arten(Grünschenkel: 3.000 Expl., Dunkelwasserläufer: 3-4000 Expl., Flußuferläufer: 1500 Expl.) sind die Bestände zwar deutlich höher als an Binnenland-Rastplätzen, doch sind(insbesondere bei Berücksichtigung von Flächengröße und Rastplatzangebot#12 der Westküste) die Binnenlandbestände trotzdem nicht als bedeutungslos anzusehen. Darüberhinaus rasten bei vielen Arten an der Küste vor allem Altvögel, während Jungvögel im Herbst auf die(weniger berechenbaren und deshalb nachteiligen) binnenländischen Rastplätze ausweichen, wenn sie mit den Altvögeln in Konkurrenz geraten. Daher sind gerade die Binnenlandgebiete- selbst bei germeerenTRostzanlen- für viele Arten unverzichtbar (OAG MÜNSTER 1988).
Vielfach sind Bedenken hinsichtlich der Boden- an Grundwasserbelastung bei fortgesetztem Rieselbetrieb geäußert worden. Tatsächlich sind die Böden stark mit organischen Substanzen und Schwermetallen belastet, und'angebaute Kulturpflanzen sind wegen des hohen Cadmiumgehaltes nicht mehr als Nahrungsmittel verwendbar(LINKE et al. 1990). Auf dem Gatower Rieselfeld wurde eine mehrjährige Studie durchgeführt, die die Auswirkung der Verrieselung auf Boden und Grundwasser untersucht. Dabei wurde festgestellt, daß die Berieselung mit mechanisch-biologisch gereinigtem Abwasser nicht nur zu einer besseren Grundwasserqualität führt und sich auf den Wasserhaushalt positiv auswirkt, sondern auch die Schwermetalle im Boden weiter bindet, die bei einem Berieselungsstop ‚ins Grundwasser ausgewaschen würden. In dieser Hinsicht steht der Aufrechterhaltung des Rieselbetriebs mit vorgeklärtem Wasser nichts.im Wege(LINKE et al. 1990
DE Vernichtung vieler Quadratkilometer wertvoller Brut- und Rastgebiete in den letzten Jahrzehnten verpflichtet, wenigstens die letzten Kleinen Anlagen zu erhalten beziehungsweise wieder stärker mit Wasser zu versorgen. Für das Gatower Rieselfeld liegen solche Konzepte schon seit