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Band 4 Heft 1/2
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88 LANGGEMACH, T.& P. SÖMMER: Situation und Schutz der Adlerarten

andere Haliaeetus-Arten(FISCHER 1982). Insofern können Fischteiche nur als Ersatz für Nahrungsgründe angesehen werden, die heute nicht mehr oder nur eingeschränkt zur Verfügung stehen, z.B. weiträumige Überschwemmungsgebiete oder an der Küste Robbenwurfplätze.

3.3. Gefährdung

Während in früheren Jahrzehnten systematische, teils prämierte Nachstellung durch Eiersammler und"Jäger" für die drastischen Bestandseinbußen verantwortlich war(OEHME 1961, FEILER 1983), spielen diese Faktoren heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Dennoch ist nicht auszuschließen, daß derartige Übergriffe vereinzelt vorkommen, Beispiele- auch aus Brandenburg - sind bekannt(u.a. OEHME et al. 1992/93). Auch größeres Mortalitätsgeschehen durch akute Vergiftungen, wie durch OEHME(1966) beschrieben, kam in der jüngeren Vergangenheit kaum noch vor.

Die insgesamt verbesserte Situation(s. 3.1.) hat dazu geführt, daß der Seeadler in der aktuellen Roten Liste der Bundesrepublik(WITT et al. 1996) in die Kategorie 3"Gefährdet" abgestuft wurde. In Brandenburg wird er als"Stark gefährdet" geführt(DÜRR et al. 1997), während er europaweit in Kategorie"R"(rare) erscheint(TUCKER& HEATH 1994).

Bei der Charakterisierung gegenwärtiger Gefährdungen ist zu unterscheiden zwischen solchen, die das Brutgeschehen betreffen und jenen, die zu direkten Verlusten von Individuen führen, wobei der Verlust von Altvögeln während der Brut- und Aufzuchtzeit fast stets den Brutverlust einschließt. In einer dritten Gefährdungskategorie sind solche Faktoren zusammenzufassen, die in irgendeiner Weise den Lebensraum oder die Fitness der Vögel beeinflussen, ohne sofort und direkt zu Individuen- oder Brutverlusten zu führen.

3.3.1. Störung des Brutgeschehens

Wenngleich nach 1965 durch die Einführung von Horstschutzzonen in der DDR der Einfluß forstlicher Störungen deutlich reduziert wurde, spielt er immer noch eine wesentliche Rolle. Die publizierten Fälle(z.B. FEILER 1983, OEHME& MANOWSKY 1991, HOFFMANN& KOSZINSKI 1993) stellen nur die Spitze des Eisberges dar. Systematische Untersuchungen in Schleswig-Holstein zeigen auch dort einen vorderen Rang der Forstwirtschaft bei Störungen (ROBITZKY 1995, 1996). Probleme ergeben sich u. a. daraus, daß Beginn und Dauer der Brutperiode des Seeadlers falsch eingeschätzt werden. Die nahezu ganzjährige Brutplatzbindung der Altadler ist wohl zu wenig bekannt. So werden von ROBITZKY(1996a) auch Störungen im Bruthabitat zwischen Oktober bis Februar für Brutverluste verantwortlich gemacht, in jener Zeit also, die seitens des Försters allgemein als gefahrlos angesehen wird, in der aber bei den Adlern die Paarbindung gefestigt, der Horst ausgebaut und die nächste Brutperiode vorbereitet wird. Beim Wirtschaften im weiteren Horstrevier ist also auch in dieser Zeit von einer Störwirkung auszugehen. Das Vertreiben der Altvögel während der Brutzeit ist insofern heikel, als dadurch das Gelege den oft noch winterlichen Temperaturen ausgesetzt und damit der Schlupferfolg gefährdet wird.;

Alteingesessene Brutpaare mit funktionierendem Zusammenspiel von Forstmann und Seeadler sind offenbar weniger gefährdet als junge, nicht etablierte Adlerpaare(oder aber Paare, die mit jungen, nicht etablierten Förstern konfrontiert werden). Hier fehlt zunächst nicht selten die Routine im Umgang zwischen Förster und Adler. Eine Gefährdung stellt insbesondere der