116_ LANGGEMACH, T.& P. SÖMMER: Situation und Schutz der Adlerarten
Kenner der Art abhelfen. Die gemeinsame Betrachtung der Bestandsparameter in MecklenburgVorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg wird angestrebt, da durch Vergößerung des Stichprobenumfanges etwaige Tendenzen klarer deutlich werden. Prinzipiell ist davon auszugehen, daß sich am Rande der Verbreitung derartige Tendenzen ohnehin auffälliger darstellen.
Da der Schreiadlerbestand offensichtlich in den meisten Teilen seines Verbreitungsgebietes abnehmend ist, erscheint es zwingend, auch die Zahlen des Gesamtbestandes im Auge zu behalten. Die Zählung an den Engpässen der Zugwege(bulgarische Schwarzmeerküste, Bosporus , Golf von Iskenderun, Israel , Suez) hat sich als geeignete Methode erwiesen(vgl. BULSMA 1987) und erfaßt sowohl großräumige Bestandstendenzen als auch Schwankungen in der jährlichen Reproduktion des Gesamtbestandes. Sollte sich eine Unterstützung dieser Zählungen als notwendig erweisen, wird ein entsprechender Beitrag aus dem Land Brandenburg heraus angestrebt. Dies ist bereits auf ehrenamtlicher Ebene durch Beteiligung engagierter Ornithologen möglich, wie es auch in der Vergangenheit stattgefunden hat. Daneben sollte über die Weltarbeitsgruppe für Greifvögel und Eulen sowie Kontakt zu Universitäten usw. versucht werden, ein gezieltes Zugmonitoring zu unterstützen.
5.Fischadler(Pandion h. haliaetus) 5.1. Verbreitung, Bestand und Reproduktion
"Der Fischadler ist ein Weltbürger”(PETERSON 1969). Als einziger Vertreter seiner Familie bewohnt er als Brutvogel in vier Unterarten Paläarktis , Nearktis, Karibik , die Küsten Australiens und südwestpazifische Inseln. Der Polarkreis markiert annähernd die nördliche Verbreitungsgrenze der Art. Das paläarktische Areal befindet sich südlich der Baumgrenze, also etwa 40°N(POOLE 1989, BROWN& AMADON 1989).
Da sich Fischadler ausschließlich von Fischen ernähren, sind sie auf offene Wasserflächen angewiesen. Die europäischen Brutvögel ziehen daher- mit Ausnahme der in den mediterranen Reliktvorkommen- für das Winterhalbjahr in einem typischen Breitfrontzug nach Süden (GENSBOEL& THIEDE 1991). Mitteleuropäische Fischadler verlassen ihre Brutreviere ab Ende Juli; der Wegzug erreicht im September seinen Höhepunkt. Beobachtungen Ende Oktober haben schon als spät zu gelten. Kurz nach dem Ausfliegen der Jungen beginnen die alten Weibchen den Wegzug, gefolgt von ihren Jungen. Die Männchen verlassen als letzte den Brutplatz. Aus Deutschland stammende Fischadler überwintern im mittleren Westafrika , nördlich des Äquators(FEILER 1983, GLUTZ et al. 1989, SCHMIDT 1996). Nach MEYBURG (1996) werden Tagesstrecken von 128-224 km zurückgelegt. Somit beträgt die Zugdauer vier bis sechs Wochen. Nach eiligem Frühjahrszug stehen die meisten alten Männchen in der letzten Märzdekade wieder auf ihren Horsten, die Weibchen einige Tage später.
Mit Nachdruck ist die Ausrottung des Fischadlers als vermeintlichem"Fischräuber" betrieben worden. Im Ergebnis gab es in Westeuropa Anfang unseres Jahrhunderts keine Fischadlervorkommen mehr. In Südosteuropa gelang dies erst rund 50 Jahre später. Die Chronologie des Aussterbens in Westdeutschland beschreibt SCHMIDT(1995) exemplarisch. So verläuft heute in Europa die westliche und südliche Arealgrenze in einem Bogen von Norwegen über Nordostdeutschland, Polen , Russland zur Nordküste des Schwarzen Meeres .