Heft 
Band 4 Heft 1/2
Seite
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OTIS 4(1996) 1/2: 169-170 169

Brut des Seeadlers(Haliaeetus albicilla) auf Hochspannungsmast in Südbrandenburg

DETLEF ROBEL(Cottbus )& DIETRICH RUHLE(Forst)

Verschiedene Vogelarten brüten seit geraumer Zeit auch auf Leitungsmasten der Stromversorgung, wobei die bekanntesten Beispiele Bruten des Weißstorches auf Masten von Niederspannungsleitungen und solche des Fischadlers auf Masten von Hochspannungsleitungen sind. In Brandenburg sind für folgende Arten solche Brutplätze nachgewiesen:

Mäusebussard(Buteo buteo), Fischadler(Pandion haliaetus), Schwarzmilan(Milvus migrans ), Turmfalke(Falco tinnunculus ), Baumfalke(Falco subbuteo ), Weißstorch(Ciconia ciconia ), Kolkrabe(Corvus corax ), Saatkrähe(Corvus frugilegus), Nebelkrähe(Corvus corone cornix), Elster(Pica pica ) und Türkentaube(Streptopelia decaocto)- sowie Haussperling(Passer

. domesticus) und Feldsperling(Passer montanus) in den Nestern von Großvögeln.

Der Anteil der Mastbruten in der Niederlausitz beträgt z.B. beim Fischadler gegenwärtig(1996) 58,7% und liegt beim Weißstorch in einigen Territorien zwischen 40 bis 70%.

In einer kürzlich erschienen Übersicht haben PRINZINGER et al.(1995) die Arten vorgestellt, die in Mitteleuropa auf Freileitungsmasten brüten. Dabei führen sie auch eine Liste der Vogelarten an, von denen es bisher keine nachgewiesenen Mastbruten gibt, für die es aber möglich wäre bzw. bei denen solche in anderen Ländern schon auftraten.

Für Brandenburg kämen nach dieser Liste dabei folgende Arten in Frage, für die es theoretisch

zu einer solchen Brut kommen könnte(unabhängig davon, ob diese Arten von ihrer Biologie her überhaupt diese Nistplätze annehmen würden): Wespenbussard (Pernis apivorus ), Seeadler (Haliaetus albicilla), Sperber(Accipiter nisus), Habicht(Accipiter gentilis), Rotmilan(Milvus milvus ), Schreiadler(Aquila pomarina ), Wanderfalke(Falco peregrinus ).

Wir können nun von einer Mastbrut des Seeadlers in Brandenburg berichten:

Seit 1980 gingen im Rahmen der jährlichen Bestandserfassung von See- und Fischadler mehrfach Hinweise von Horstbauversuchen des Seeadlers auf Masten von 110-kV-Freileitungen vom E-Ufer der Talsperre Spremberg(damals Kreis Spremberg ; heute Landkreis Spree-Neiße ) ein. Durch Überprüfungen vor Ort. konnte jedoch an Hand der vorgefundenen Horstanfänge bzw. des Nistmaterials kein gesicherter Nachweis hinsichtlich der verursachenden Art erbracht werden.}

1983 wurde mit der jährlichen Berichterstattung vom ersten Brutversuch des Seeadlers wie folgt berichtet:

Ab Februar 2 ad. Seeadler ständig im Revier und Horstbau auf einem 21,5 m hohen Mast der 110-kV-Leitung Graustein-Guben, etwa 2 km vom E-Ufer der Talsperre Spremberg entfernt in sumpfigem Gelände; Bestockung der Horstumgebung: Erlenbruchwald mit eingesprengten Eichen und Kiefernreinbestände unterschiedlicher Altersklassen.

Bei den Horstkontrollen wurde in der Zeit 11.-24.04.1983 jeweils 1Tier fest brütend festgestellt. Ab dem 02.05.83 wurde der Horst unbesetzt vorgefunden bzw. der Horstplatz nur noch gelegentlich von 1 bzw. 2 Tieren beflogen. Nachträglich durchgeführte Recherchen ergaben, daß der Mast am 26.04.83 illegal bestiegen wurde, wobei angeblich 2 Eier im Horst vorgefunden