94 HAUPT, H.& NOAH, T.: Zwergstrandläufer-Einflug 1996 in Brandenburg und Berlin mm RR Ar AAO ANEAAS ET ANNE* 7706 In Brandenburg und Berlin
(CRAMP& SIMMONS 1983). Somit wird die relative Seltenheit von Altvogelfeststellungen im westlichen Mitteleuropa und folglich auch in Brandenburg und Berlin erklärt.
Im Untersuchungsgebiet wurden von 1991 bis 1994 nur Jährlich 2-7 Heimzugfeststellungen gemeldet(BRÄUNLICH& MÄDLOW 1993, 1994a, 1994b, BRÄUNLICH et al. 1996). Das Auftreten während des Heimzuges 1996(9 Beob.) kann schon als leicht überdurchschnittlich bezeichnet werden. Ebenso gering wie während des Heimzuges sind auch die Beobachtungen zur Zeit des Wegzuges der Altvögel, oft wird jedoch von den Beobachtern das Alter nicht bestimmt, so das diesbezügliche Aussagen noch zusätzlich eingeschränkt sind. Altvögel rasten überwiegend im Juli und August(s.o.), einzelne- wohl seltene Ausnahmen(möglicherweise auch Fehlbestimmungen durch mausernde diesjährige Tiere?)- auch bis Ende September (KRÄGENOW 1980, DITTBERNER 1996). Ein Großteil der Jungvögel gelangt überwiegend zeitlich und räumlich getrennt als Breitfrontzieher mit westwärts abnehmender Tendenz, auf dem ostatlantischen Zugweg in die Überwinterungsgebiete, um im folgenden Frühjahr über den kürzeren Binnenlandweg die Brutgebiete zu erreichen. Anschauliche Belege für diesen Schleifenzug liefern GROMADZKA& KAMINA(1985) und HAVE(1993).
Demzufolge erscheinen Jungvögel weitaus zahlreicher in Brandenburg und Berlin . Im allgemeinen treffen die Ersten Mitte August ein, der Durchzug gipfelt in der ersten Septemberhälfte und ist, abgesehen von einzelnen Spätnachweisen(z.B. DITTBERNER 1996), im wesentlichen Anfang Oktober beendet.
Auf die jährlichen Häufigkeitsschwankungen während des Jungvogeldurchzuges wurde bei Auswertungen von Beobachtungen an länger kontrollierten Rastplätzen bereits mehrfach hingewiesen(z.B. SCHONERT 1984). Ein derart massiver Einflug wie 1996 wurde jedoch bisher nicht in Brandenburg und Berlin und darüber hinaus im gesamten Mitteleuropa registriert. Auch in anderen Regionen des Landes(vgl. BARTHEL 1996), z.B. der Ostseeküste, wurde ein Massenauftreten festgestellt. So wurden beispielweise am 15.09. 1.200 Ind. in den Windwattgebieten des Bock(NVP) gezählt(V. Dierschke, S. Müller, briefl.). BUSCHE(1980) hingegen schätzt den Maximalbestand für das gesamte schleswig-holsteinische Wattenmeer auf lediglich 1.300-1.500 Ind. in Einflugjahren.:
Aus den letzten 25 Jahren(1971-1995) wurden aus Berlin und Brandenburg vergleichsweise nur etwa 10 Ansammlungen mit mindestens 50 Ind. bekannt(z.B. SCHONERT 1984, KLAFS & STÜBS 1987, BRÄUNLICH& MÄDLOW 1994b, NOAH 1995, DITTBERNER 1996). Der zuvor stärkste Einflug fand 1993 statt, als Anfang September in 14 Gebieten 469 Individuen gezählt wurden(Beobachtungskartei der Arbeitsgemeinschaft Berlin -Brandenburgischer Ornithologen).
Demzufolge ist als Ursache der jährlichen, teilweise extremen Häufigkeitsschwankungen, der jeweilige Bruterfolg ausschlaggebend, da die absolute Masse der Wegzügler Jungvögel sind. Der Einflug 1996 dürfte ausschließlich aus sibirischen Vögeln gebildet worden sein, da MELTOFTE(1983) den skandinavischen Brutbestand mit lediglich 200 BP beziffert, hingegen aktuelle Untersuchungen auf Taimyr z.T. sehr hohe Abundanzen bis zu 76 BP/ km? ergaben (PROKOSCH 1995). Während dieser Untersuchungen bestätigte sich die bereits von KISCHTSCHINSKY& FLINT(in FLINT 1973) publizierte einmalige Feststellung, daß verschiedene (Anzahl?) Weibchen zwei Gelege zeitigen und diese anschließend von beiden Partnern bebrütet und geführt werden.„Wir sahen nie Gelege oder Junge, die von mehr als einem Partner betreut wurden..... Die Anzahl von Gelegen war.... in bestimmten Bereichen der Kontrollflächen doppelt so hoch wie die Anzahl der festgestellten Paare.“(aus PROKOSCH 1995). Diese, von sämtlichen paläarktischen Limikolenarten abweichende Art der Brutbiologie mit