Ed ® ® 3 = £ 5 5 %
OTIS 7(1999); 70-75 zZ
nächsten Morgen begann sich regelmäßig ihre Tagesrhythmik zu wiederholen. Zusammen wurden beide Löffler letztmalig am 29.08.99 durch C. BOCK und M. KÜHN festgestellt. Der Jungvogel verweilte weitere zehn Tage allein im Gebiet und konnte zum letzten Mal am Abend des 08.09.99 durch den Verfasser beobachtet werden.
Die beschriebene Feststellung ist bereits bei BARTHEL(1999c) kurz mitgeteilt worden.
3. Herkunftsgebiet
Durch die Ringablesung eines Vogels sind erstmals für Brandenburg Aussagen zum Herkunftsgebiet der hier einfliegenden Löffler möglich. Die Vogelwarte Hiddensee ermittelte kurzfristig die Beringungsdaten des Ringträgers und übersandte freundlicherweise die Kontaktadresse des verantwortlichen Beringers. Dadurch konnten zusätzliche interessante Details zum Dismigrationsverhalten recherchiert werden. Der juvenile Löffler stammte von der Nordseeküste der Niederlande . Er war am 13.06.99 als Nestling im Rahmen des Projektes der„Werkgroep Lepelaar“ auf der Insel Schiermonnikoog markiert worden
und befand sich somit auf seinem ersten Wegzug.
Diese Beobachtung eines beringten Löfflers stellt erst den zweiten Wiederfund der Art in Ostdeutschland dar(KÖPPEN briefl.). Zuvor war ein ebenfalls farbberingter Vogel in der Zeit vom 10.09. bis 04.10.83 im Ostseeküstengebiet zwischen Wismar und Rostock insgesamt zehn Mal abgelesen worden(MÜLLER 1985). Auch dieser Jungvogel entstammte einer holländischen Brutkolonie und wurde im gleichen Jahr auf Terschelling beringt.
Für die Löfflernachweise aus dem Ostseeraum diskutierten KOLBE& NEUMANN(1991) bereits eine Herkunft vor allem aus niederländischen Brutgebieten. Dafür führen sie verschiedene Indizien wie räumliche und zeitliche Verteilung sowie den einzigen Ringfund an. Sie erwägen bei den Beobachtungen im südlichen Teil Ostdeutschlands auch die Herkunft aus österreichisch-ungarischen Kolonien. Eine angedeutete Aufteilung in Gebiete west- und südeuropäischer Herkunftsräume schien bis in die neuere Zeit dadurch gestützt zu sein, daß großräumig Nachweise im mecklenburgischen Binnenland bzw. in Brandenburg völlig bzw. fast völlig fehlten. Die beschriebene aktuelle Beobachtung eines farbmarkierten Vogels am Gülper See bringt erstmals den sicheren Beleg für einen Einflug holländischer Löffler auch in das ostdeutsche Binnenland.
4. Dismigrationsverhalten
Kontrollablesungen von in den Niederlanden beringten Löfflern an der Ostseeküste Dänemarks , Polens , Estlands und sogar im nördlichen Bottnischen Meerbusen vor Finnland zeigen, daß die Dismigration von Jungvögeln weit in nordöstliche Richtungen erfolgen kann. Zwei Wiederfunde in Zentralpolen machen klar, daß dabei nicht ausschließlich den Küstenlinien der Ostsee gefolgt, sondern auch das Binnenland aufgesucht wird(OVERDUK briefl.: kartografischer Computerausdruck der Wiederfundverteilung in den Niederlanden farbberingter Löffler 1999).
Zwischen mehreren Funden in Niedersachsen und den genannten beiden Ablesungen im Inneren Polens war das Binnenland im Osten Deutschlands bislang eine räumliche Lücke ohne Ringrückmeldungen. Diese ist nun durch die mitgeteilte Beobachtung geschlossen worden. Der direkte Schriftverkehr des Verfassers mit dem holländischen Beringer O0. OVERDIJK ergab die Information, daß der Vogel nach dem Flüggewerden mehrfach in der Nähe seines Erbrütungsortes im westfriesischen Wattenmeer abgelesen worden war. Die letzte Ringkontrolle datiert vom 15.08.99 gegen 15.30 Uhr aus dem Niederländischen Lauwersmeer. Am Morgen des Folgetages weilte er bereits in 410 km östlicher Richtung am Gülper See! Der kurzfristige Ortswechsel von der Nordsee nach Brandenburg in weniger als 19 Stunden stellt eine erstaunliche Flugleistung dar. Es ist davon auszugehen, daß er die Distanz innerhalb nur einer Nacht und vermutlich nonstop zurückgelegt hat. Bemerkenswert erscheint auch die Offensichtlich geradlinige Zugrichtung gen Osten.
Im beschriebenen Fall bestimmte ein Tiefdruckgebiet das Wetter über Holland und der Nordsee. Es zog von den Britischen Inseln nach Dänemark . Dabei wehte in der Zeit vom 14.- 16.08.99 Westwind der Stärken 2- 5 mit Gewitterböen. Möglicherweise hatte diese meteorologische Situation Einfluß auf die Flugrichtung des Vogels.