- Zum Gedenken an Prof. Dr. Erich Rutschke
HEINZ LITZBARSKI& NORBERT ESCHHOLZ
Zusammenfassung
Neben einem knappen Rückblick auf die Großtrappenzählungen in den 30er und 60er Jahren werden für den Zeitraum 1978- 2000 der dramatische Rückgang der Großtrappenbestände in den Einstandsgebieten Brandenburgs sowie das Aussterben von 13 Bestandsgruppen aufgeführt. Von 1978(580 Ind.) bis
2000(70 Ind .) hat sich der Großtrappenbestand Brandenburgs um 88% verringert.
Die Nachwuchsrate lag über Jahrzehnte bei 0,03-0,05 flügge Junge je Henne und Jahr. Mit der Einführung einer naturschutzorientierten Landwirtschaft(Vertragsnaturschutz) haben sich die Lebensbedingungen für die Art deutlich verbessert und die Nachwuchsrate etwa verdoppelt. Bei Ausschluß größerer Raubwildarten von den Nistplätzen der Großtrappen wurde im NSG„Havelländisches Luch“ 1996-1999 eine mittlere Nachwuchsrate von 0,3 flüggen Jungtrappen je Henne und Jahr ermittelt.
Wenn es nicht gelingt, die gegenwärtig vor allem von Prädatoren verursachte, geringe Nachwuchsrate deutlich zu erhöhen, wird das Überleben der Großtrappen in Brandenburg weiterhin von der Auswilderung handaufgezogener Jungtrappen abhängen.
1. Einführung
Die ersten Zählungen der Großtrappenbestände in Deutschland erfolgten in den 30er Jahren. Etwa
4000 Exemplare lebten damals in Brandenburg (LUTZ 1935, 1939, GLASEWALD 1942). Gut 30 Jahre später organisierte Prof. E. Rutschke mit Studenten der Pädagogischen Hochschule Potsdam erneut Erfassungen der Großtrappen in den drei brandenburgischen Bezirken Potsdam , Frankfurt/O . und Cottbus . Dabei ergaben für 1963/65 eine Hochrechnung 900 Ex. und die Zählungen 1969/70 noch 533 Großtrappen (RUTSCHKE& MIETH 1966, RUTSCHKE 1972). Eine Ergänzung dieser Angaben, vor allem mit Zählergebnissen aus Ostbrandenburg und aus der Uckermark ergibt(bei Berücksichtigung der heutigen Landesgrenzen) für 1969/70 einen Großtrappenbestand von 806-834 Exemplaren.
Der anhaltende Bestandsrückgang veranlaßte Prof. Rutschke zu intensiven Bemühungen um einen vom Staat politisch und finanziell getragenen Großtrappenschutz, den er stets als einen komplexen Naturschutz in der Agrarlandschaft gesehen hat. Der Einstieg der Obersten Naturschutzbehörde in ein offizielles Großtrappenschutzprojekt Mitte der 70er Jahre ist mit auf seine Bemühungen zurückzuführen. Großtrappenzählungen wurden ab 1974 über den„Arbeitskreis zum Schutz der vom Aussterben bedrohter Tiere“(AKSAT) organisiert. Im Bezirk Potsdam , dem Vorkommensschwerpunkt der Großtrappen, übernahmen M. Loew und ab 1987 die Mitarbeiter der Naturschutzstation Buckow die Organisation der Zählungen, die von einer großen Anzahl ehrenamtlicher Mitarbeiter bis heute durchgeführt werden(M Loew, unveröff. Jahresberichte 1974-1986; D. Haferland, unveröff. Jahresberichte 1981-1983; C. Quaisser, unveröff.). Ihnen gilt unser Dank für ihre ausdauernde Zähl- und Betreuertätigkeit, bei der viele im Laufe der Jahrzehnte den Untergang der von ihnen betreuten Großtrappengruppen erleben mußten. Lokale Datensammlungen einzelner Autoren ergänzen dieses Material(DITTBERNER& DITTBERNER 1977; EICHSTÄDT& EICHSTÄDT 1980; ESCHOLZ 1996; JÄHME 1971, 1972, 1974, 1975; KALBE 1983; LITZBARSKI& LOEW 1983; LUDWIG 1983, 1996; PETRICK 1996).
2. Die Entwicklung nach 1978
Im Jahre 1978 wurden in Brandenburg 580 Großtrappen gezählt.Die extremen Witterungsbedingungen von Januar bis März 1979 führten zu einer massiven Winterflucht der Großtrappen(HUMMEL 1983) bzw. bei den nicht abgezogenen Tieren zu vielfachem Tod in ihren Einstandsgebieten(EICHSTÄDT, W.& H.1980). Der Großtrappenbestand Deutschlands verminderte sich in diesem Winter nach DORN