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LITZBARSKI, H.& N. ESCHHOLZ: Zur Bestandsentwicklung der Großtrappe( Otis tarda) in Brandenburg
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Umfangreiche Beobachtungen zeigen, daß die geringe Nachwuchsrate gegenwärtig auf die hohen Gelegeund Kükenverluste zurückzuführen ist, für die in den Schutzgebieten vor allem Kolkraben, Nebelkrähen und Raubwild verantwortlich sind( EISENBERG, JASCHKE schriftl., LITZBARSKI 1998, LITZBARSKI, B.& H. 1999). Im Einstandsgebiet ,, Havelländisches Luch" lagen 1991-1999 bei den Hennen, die im Zentrum des NSG zur Brut in das 10 ha große ,, sichere" Außengehege( ohne Eindringmöglichkeit für größeres Raubwild wie Fuchs und Marderhund) eingeflogen waren, die Jungtrappenverluste( Alter> 21 d) bei 24%( n= 25 Familien) und bei den Jungtrappen auf den angrenzenden Wirtschaftsflächen bei 73%( n= 33 Familien). Dadurch wurde 1996-1999 eine durchschnittliche Nachwuchsrate von 0,3 flüggen Jungtrappen/ Henne und Jahr erreicht. Der zehnjährige Mittelwert der Nachwuchsrate für das NSG ,, Havelländisches Luch" wurde damit deutlich über den der beiden anderen Einstandsgebiete gehoben( Tab. 3).
Wenn es nicht gelingt, die gegenwärtig sehr hohen, überiwegend von Prädatoren verursachten Gelegeund Kükenverluste zu vermindern, wird das Überleben der Großtrappen in Brandenburg weiterhin von der Auswilderung handaufgezogener Jungtrappen abhängen.
In Spanien liegen bestandserhaltende Nachwuchsraten bei 0,3( STREICH et.al. 1996). Im MosonProjekt( Ungarn ) erhöhte sich der Großtrappenbestand bei einer mittleren Nachwuchsrate von 0,85 flüggen Jungtrappen/ Henne u. Jahr in 8 Jahren um 100%( WURM schriftl.)!
4. Schlußfolgerungen für den Naturschutz
In Brandenburg existieren derzeit in den NSG/ SPA ,, Belziger Landschaftswiesen“ und„ Havelländisches Luch" zwei Großtrappengruppen, die mit 26 bzw. 35 Exemplaren gute Voraussetzungen für das weitere Überleben der Art in Deutschland bieten.
Das bisher vom Landesumweltamt Brandenburg durchgeführte Schutzprojekt sollte in seinen Grundzügen konsequent weitergeführt werden. Dazu gehören u. a. folgende Schwerpunkte:
Absicherung einer naturschutzorientierten Landnutzung und Landschaftspflege in beiden NSG auf mindestens 50% der zur Fortpflanzungszeit von den Großtrappen genutzten Flächen, als primäre Grundlage für eine bestandserhaltende Nachwuchsrate,
Weiterführung der künstlichen Aufzucht und Auswilderung handaufgezogener Jungtrappen, als wirkungsvolle Maßnahme zur Stabilisierung des Bestandes,
Senkung der aktuell sehr hohen, durch Prädatoren verursachten Gelege-/ Kükenverluste, Intensivierung der praxisbezogenen Forschungsarbeiten zu den Problemen,
Monitoring der ökologischen Veränderungen im Rahmen der Extensivierung,
Auswilderung und Optimierung der Nachzucht in Gefangenschaft,
Rolle der verschiedenen Prädatoren in Bodenbrüterschutzprojekten und Erarbeitung naturschutzstrategischer Prämissen zum praktischen Umgang mit dieser Problematik.
Im Rahmen einer möglichst engen Zusammenarbeit mit den zuständigen Dienststellen in Sachsen- Anhalt ist unbedingt die kontinuierliche Einbindung der Großtrappengruppe des Fiener Bruchs in ein gemeinsames Schutzprojekt anzustreben.
Literatur
BLOCK, B.; BLOCK, P.; JASCHKE, W.; LITZBARSKI, B.; LITZBARSKI, H.& S. PETRICK( 1993): Komplexer Artenschutz durch extensive Landwirtschaft im Rahmen des Schutzprojektes " Großtrappe".- Natur und Landschaft 68: 565-576
DITTBERNER, H.& W. DITTBERNER( 1977): Über Verbreitung und Bestandsentwicklung der Großtrappe( Otis tarda) im Kreis Angermünde.- Naturschutzarb. Berlin Brandenb. 13: 2-10 DORNBUSCH, M.( 1983): Zur Bestandssituation der Großtrappe.- Naturschutzarb. Berlin Brandenb., Beiheft 6: 3-5
EICHSTÄDT, W.& H.( 1980): Die Auswirkungen des Winters 1978/79 auf eine Bestandsgruppe der Großtrappe( Otis tarda) in den Kreisen Pasewalk und Angermünde.- Naturschutzarb. Mecklenbg. 23: 20-23