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Band 7 Heft 1/2
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128 LITZBARSKI, B.& H: Zur Fortpflanzungsbiologie der Großtrappe(Otis tarda L.) in Brandenburg

4. Eimaße und Gelegegröße

Die mittleren Maße für Großtrappeneier aus Brandenburg betragen 78,95 x 55,83 mm(n= 998 Eier, Tab. 6). Sie liegen in der Größenordnung, wie sie für Sachsen-Anhalt und Brandenburg bei GLUTZ v. BLOTZHEIM et al.(1973) angegeben werden. Weitere Angaben zum Vergleich liegen vor aus der Tschechei(80,52 x 56,84 mm, n= 28 Eier, HUDEC& CERNY 1977), der Slowakei (81,23 x 56,10 mm, n = 7 Eier, FERIANC 1977) und Rußland ( 80,6 x 56,9 mm, n= 57 Eier, Region Saratov , 76,2 x 58,5 mm, n = 21 Eier, andere Gebiete, POTAPOV& FLINT 1989, sowie 78,7 x 55,8mm, n= 58 Eier, Region Sara­ tov , CHRUSTOV 1989).

Bei der Zusammenstellung der Eimaße werden drei Zeiträume unterschieden(Tab. 6):

1979-1982: Gelegefunde aus 17 Gebieten; Bestand 300-400 Ex.;

1983-1990: Gelegefunde nur aus 8 Gebieten; Bestand bis auf 140 Ex. Abnehmend;

1991-1998: Gelegefunde vor allem aus 2 Gebieten; Bestand bis auf 50 Ex. abnehmend.

Die Differenzen in den Maßen sind unbedeutend und erlauben keine Rückschlüsse auf die jeweiligen Le­bensbedingungen und die Beschaffenheit der Trappenbestände.

Tab. 6: Maße von Großtrappeneiern aus den Einstandsgebieten Brandenburgs 1979-1998(n=998 Eier)

Parameter 1979-82(n=342)| 1983-90(n=431)| 1991-98(n=225)| 1979-98(n=998)

I{ Eilänge(mm) 79,11 78,45 79,64 78,95

Extremwerte 68,0 88,8 69,4 89,9 71,291,9 68,0 91,9

Eibreite(mm) 36,13 55,49 57,02 55,83

Extremwerte 45,8 60,8 50,0 60,4 50,4 64,4 45,8 64,4

In den Unterlagen über die künstliche Brut und Aufzucht wurde neben den Eimaßen auch(eimaßbezogen) die Geschlechter der Küken registriert. Dabei wird deutlich, daß es bei den Eimaßen keinen Geschlechts­dimorphismus gibt. Der ausgeprägte Geschlechtsdimorphismus in der Körpermasse der Großtrappen be­steht auch nicht beim Schlupfgewicht der Küken, sondern zeichnet sich klar erst vom etwa 10. Tag der Kükenentwicklung ab(LITZBARSKI& LITZBARSKI 1993).

Während sich bei den Eimaßen keine Auswirkungen der ökologischen Bedingungen und der damit ver­bundenen Bestandsrückgänge zeigen, ist das bei der Eizahl/Gelege offenbar anders.; GEWALT(1959) nennt für Brandenburg jährlich wechselnd von 30% bis über 50% Dreiergelege, was sicher zu einer mittleren Gelegegröße von mehr als 2 Eiern führt. Diese Werte wurden in der Zeit nach 1979 nicht annähernd erreicht(Tab. 7). In den letzten 50 Jahren ist offenbar die Gelegegröße bei den Großtrappen in Brandenburg deutlich gesunken. Die von 1979-1999 festgestellte mittlere Gelegegröße von 1,74 Eiern gehört zu den geringsten Werten, die bisher langfristig in einem Großtrappenbestand er­mittelt wurden.

Für den Rückgang der Gelegegröße, vor allem der Dreiergelege, sind die ungünstigen Lebensbedingungen in den Einstandsgebieten der Großtrappe verantwortlich. Die starke Zunahme der Störungen, die enorme Chemisierung ihres Lebensraumes und die Monotonie der Futtergrundlage sind Faktoren, die sich negativ auf die Vitalität der Großtrappen und damit auf die Gelegegröße auswirken können. Rückstandsanalysen von chlorierten Kohlenwasserstoffen und Quecksilber in Großtrappen und ihren Eiern haben eine verhält­nismäßig geringe Belastung ergeben. Bei der Interpretation der Daten wird darauf verwiesen, daß gesi­cherte Zusammenhänge mit dem deutlichen Rückgang der Gelegegrößen nicht bestehen, daß aber der umfangreiche Biozideinsatz im Agrarraum direkt, vor allem jedoch indirekt über die Dezimierung und Monotonisierung des Nahrungsangebotes im Zusammenwirken mit anderen sich verschlechternden Le­bensbedingungen für diesen Sachverhalt verantwortlich ist(LITZBARSKI 1996).

Der geringe Anteil von Dreiergelegen in Trockensteppen und Halbwüsten im Vergleich zurtypischen Step­

pe, sowie der starke Rückgang von Dreiergelegen nach 1950 werden von GAVRIN(1962) und