Heft 
Band 7 Heft 1/2
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129
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OTIS 7(1999); 122-133

POTAPOV& FLINT(1989) auf ungünstige bzw. sich stark verschlechternde Lebensbedingungen zu­rückgeführt.

Bei der Wertung der geringen Gelegegrößen in Brandenburg muß berücksichtigt werden, daß bedingt viele Gelege durch die hohe Intensität landwirtschaftlicher Arbeiten gestört und aufgenommen wurden, bevor sie vollständig waren. Das mindert direkt die mittlere Eizahl je Gelege. Durch die hohe Zahl an Nachgelegen ist in dieser störungsreichen Zeit die Gesamtzahl der gelegten Eier je Henne und Jahr wei­terhin recht hoch geblieben. Im NSGHavelländischen Luch wurde ab 1996 dazu übergegangen, im April und Mai die Trappengelege bei akuter Gefährdung durch Krähenvögel sofort aufzunehmen. Da das sehr oft bereits in den ersten 1-2 Tagen nach der Eiablage der Fall ist, werden häufiger Einzeleier aufge­nommen als in den Zeiten wiederholter Störungen durch die Landwirtschaft. Damit verdoppelt sich deren Anteil nach 1996, und der Wert für die mittlere Gelegegröße sinkt(Tab. 7).

Tab. 7: Gelegegrößen bei der Großtrappe in Brandenburg 1979-1999(n= 670 Gelge)

Häufigkeit der Gelegegrößen Gelege- Mittlere Zeitraum summen Eizahl/ 1 Ei 2 Eier 3 Eier Gelege

Gelege Do Gelege%| Gelege% 1979-1989| 126| 265| 330| 69,35 40 475 177 1990- 1995 16. 1222 36.| 728 a DZ 1,78 1996- 1999 54 43,9 68| 553 1.08 123 157 1979- 1999 196(| 229,2 454[4678 20 030 670 1,74

Eine signifikante Abnahme der Gelegegröße im Verlauf der Legeperiode ist nicht festzustellen. Die Eizahl in den Nachgelegen liegt nahe dem Mittelwert. Auch bei späten Bruten(Ende Juni bis Ende Juli) dominie­ren die Zweiergelege.

Zum Vergleich einige Befunde zu den Gelegegrößen in Spanien (2,47 Eier, 53,3% Dreiergelege; ENA et al. 1987), Ungarn (1,64-2, 29 Eier, 11,4% Dreiergelege; FARAGO 1989) und Kasachstan (2,35 Eier, 41 % Dreiergelege; GAVRIN 1962).

5. Befruchtungsrate

Daten über die Befruchtungsrate der aufgenommen Großtrappeneier gehören mit zu den wertvollstenNe­benergebnissen dieses Schutzprojektes, weil man mit ihnen gut die Fortpflanzungsfähigkeit der Be­Standsgruppen beurteilen kann(Tab. 8). 7 Die Befruchtungsrate von 1980-1999 betrug bei 949 untersuchten Eiern 77,3%. Für 16 Eier war es nicht Möglich, den Befruchtungsstatus zu ermitteln. Bei den Ursachen für die geringen Befruchtungsraten spie­len direkte Störungen des Balz- und Paarungsgeschehens eine wesentliche Rolle. Sie werden vor allem VCrursacht durch Landwirtschaftsarbeiten und ab 1990 durch anwachsende Freizeitaktivitäten sowie gele­Eentlich(1980 Belziger Landschaftswiesen; 1989, 1993, 1994, 1997 Havelländisches Luch) durch Nicht­rütergruppen von Kolkraben, die mitspielerischer, aber intensiver Belästigung balzender Hähne das Paarungsgeschehen nachhaltig durcheinander bringen können.. Für mehrere Einstandsgebiete wurde bereits früher auf die Veränderung der Befruchtungsrate im Zusam­menhang mit der rückläufigen Bestandsentwicklung und der Abnahme in der Zahl gefundener Gelege 'ngewiesen(LITZBARSKI et al. 1987). Der nun erweiterte Datenumfang macht vor allem für den Zeit­Taum bis 1990 deutlich, wie die abnehmenden Individuenzahlen wahrscheinlich zum Zerfall der Sozial­Strukturen und zu Störungen des Paarungsverhaltens führen, was die deutlich sinkenden Befruchtungsra­ten in aussterbenden Bestandsgruppen erklärt(Tab. 9). N Sachsen-Anhalt zeichnete sich eine ähnliche Situation 1989/90 in der aussterbenden Trappengruppe bei Wanzleben ab(1990/91: 5-9 Ex., DORNBUSCH 1996). Alle 8 Eier der 4 letzten Gelege, die zur künstli­Chen Bebrütung eingeliefert wurden, waren unbefruchtet.