Heft 
Band 8
Seite
9
Einzelbild herunterladen

Avifaunistischer Jahresbericht 1998

Niederschlag. Ein Trupp von 10 Kurzschnabelgänsen Anfang März im Oderbruch war der größte seit den 1970er Jahren und gleichzeitig der Höhepunkt in einem Rekordjahr für diese Art. Besonders früh kehrte ein weiterer Weißstorch(3.3.) zurück. Hohe Gebietsmaxima konnten im März von der Brandgans im Unteren Odertal(50 Ex.) und an der Unteren Havel(72 Ex.), vom Zwergsäger im Unteren Odertal(200 Ex.) und vom Kiebitz im Bereich Untere Havel-Dosse(18.400 Ex.) registriert werden. Weiteren

Artvertretern vorausgeeilt war eine Tüpfelralle, die bereits am letzten Märztag rief. Entsprechend der war­men Aprilwitterung folgten weitere bisher früheste bzw. sehr frühe Erstankömmlinge von Odinshühnchen(5.4.), Nachtigall(9.4.), Zwergstrandläufer(11.4.), Teichrohrsänger(11.4.), Dorngrasmücke(12.4.), Sperbergrasmücke(13.4.), Teichwasserläufer(20.4.) und Ziegenmelker(20.4.). Einen herausragend großen Trupp von 34 Regenbrachvögeln(11.4.) trieb wohl auch die warme Witterung so konzentriert in Richtung Heimat. Bemerkenswerte Ansammlungen Ende April waren auch 35 Seeadler im Unteren Odertal und 106 Grünschenkel bei Linum. Im Zusammenhang mit einem südosteuropäischen Hochdrucksystem um den 10.Mai sind wohl das überdurchschnittliche Vorkommen von Zwergstrandläufer, Sichelstrandläufer, Bruchwasserläufer, Weißbartseeschwalbe und Weißflügelsee­schwalbe, hohe Rastzahlen von 274 Zwergmöwen und 515 Trauerseeschwalben am Gülper See, 3 Sumpf­läufern am Rietzer See und 9 Rotkehlpiepern im Spreewald sowie ein kleiner Einflug des Stelzenläufers (in dessen Folge es sogar zum dritten Brutversuch kam) zu sehen. Weitere besondere Seltenheiten im Frühjahr waren die zweite Nordamerikanische Krickente, die einzige Dreizehenmöwe des Jahres sowie je ein Nachtreiher, Steppenkiebitz und Halsbandschnäpper.

Der Sommer begann gleich Anfang Juni mit einer heißen subtropischen Luftströmung, der wohl das Erscheinen einer Rotflügel-Brachschwalbe zuzuschreiben war. Danach verlief der Sommer eher tempera­tur- und niederschlagsnormal. Bei den Brutvögeln war der bisher höchste Bestand vom Schwarzhalstau­cher(341 BP) besonders bemerkenswert, wovon das Vorkommen am Rietzer See-Streng(155 BP) eines der größten in Deutschland ist. Ein Paar Sandregenpfeifer brütete in der Dosseniederung, vom Sperlingskauz waren in der Niederlausitz zwei Reviere besetzt, während vom Uhu 2 BP erfasst werden konnten. Der Singschwan-Bestand blieb mit 4 BP konstant, eine leichte Zunahme zeigte der Grauspecht und mit fast 100 gemeldeten Revieren vom Schwarzkehlchen war die Art so häufig wie nie zuvor. Gute Bestände konnten von Brachpieper und Ortolan(allein 497 Rev. im Spree-Neiße-Kreis ) in der Lausitz kar­tiert werden und auch die Brutkonzentrationen von Tafelente(98 führende Weibchen) sowie Reiherente (48 führende Weibchen) an den Peitzer Teichen zählen mittlerweile zu den größten in ganz Deutschland . Steinkauz(10 BP) und Seggenrohrsänger(11 singende Männchen) sind hingegen akut vom Aussterben bedroht. Die Zitronenstelze lässt sich weiterhin nur als halber Neuansiedler einstufen, auch wenn ein Männchen zwei Monate ein Revier besetzt hielt, jedoch aufgrund des fehlenden Weibchens sich an einer Schafstelzenbrut beteiligte. Von den selteneren Gästen bestätigten insgesamt 4 Seidenreiher und 3 Löffler ihr inzwischen alljährliches Auftreten in den letzten Jahren. Je eine junge Weißbartseeschwalbe Ende Juli und im September waren erst der vierte und fünfte Wegzugnachweis während ein Terekwasserläufer, der Anfang Juli in der Uckermark rastete, erst zum dritten Mal für das Berichtsgebiet nachgewiesen werden konnte. Hervorzuheben sind während des frühen Wegzuges im August auch eine Ansammlung von 53 Schwarzstörchen, ein Trupp von 5 Säbelschnäblern und ein früher Rotkehlpieper(28.8.).

Im Herbst kam es nach einem normalen Witterungsverlauf im September in den ersten Oktobertagen zu einem ungewöhnlich zeitigen Kälteeinbruch, der sogar kurzzeitig den bisher frühesten Schneefall über­haupt brachte. Weit überdurchschnittliche Niederschläge im Oktober füllten das bestehende Defizit etwas auf und Ende November ließen kalte Luftmassen die stehenden Gewässer zufrieren. Gute Brutergebnisse